Gottes Antwort auf die 68er:

ElsaLaska - 10. Sep, 21:57
Und es taucht die Frage auf, wozu ich eigentlich eine Zeitung abonniert habe, die ich nicht mal zur Hälfte lese. Relevante Teile, die ich nicht lese, sind zum Beispiel Chancen und Wirtschaft. Das ist meine eigene Schuld. Ich SOLLTE mich dafür interessieren, welche Bildungschancen die Kinder anderer Leute heutzutage noch haben, tue es aber nicht. Zu meiner Zeit kamen nur die Tanten und wollten, dass ich BankkaufMANN werde. Im Nachhinein gesehen war es ein hervorragender Vorschlag. Ich hätte das machen sollen. Das war alles, was ich an Informationen und Vorschlägen zu meiner Zukunft zu erwarten hatte.
Mich hat niemand im Kindergarten gefördert, ich musste kein Chinesisch in der Krabbelgruppe (die es auch noch nicht gab) lernen. Aber vielleicht hätte es mir geholfen, mich weniger zu langweilen. Wirtschaft interessiert mich auch nicht, weil es eh immer das Gleiche ist. Ich war lange genug im Mittelstand, um Bescheid zu wissen. Das Problem an der Wirtschaft sind die Versicherungen und die Banken, außerdem die Masse wohlstandsgeiler Konsumenten. Dieses Kernproblem existiert in tausendfacher Variation. Mehr gibt es eigentlich dazu nicht zu sagen.
Dann dieses LEBEN-Magazin. Es gab mal gute Kolumnen von Harald Martenstein. Es wird auch irgendwann wieder gute geben. Mehr ist zu diesem Thema auch nicht zu sagen.
Es werden Kulturschaffende befragt, wie der Sommer für sie war.
Da stehen dann solche Sachen, nein, STATEMENTS, wie
"Ich rollte und tolle herum. Ich spüre den Druck der Revolution"
(Der KÜNSTLER Jonathan Meese).
Oder SCHAUSPIELERIN Lucy Wirth: "Es ist schön, abends nach dem Ausgehen mit der WG nach Hause zu kommen".
"Die Großstädte der Welt unterscheiden sich kaum" (DJ Paul van Dyk).
Auch Feridun Zaimoglu hat was zum Sommer zu sagen:
"Ich bin Junggeselle. Die Freundinnen meiner Mutter schauen mich böse an".
Mag dafür Geld ausgeben, wer will.
Achso, zum Sommer habe ich als Kulturschaffende natürlich auch noch was zu sagen.
"Er war sehr groß, wenn auch reichlich kurz".
ElsaLaska - 10. Sep, 16:42
ist nicht, dass sie die Ansichten vertritt, die sie vertritt.
Das Problem ist, dass sie dabei blond ist und ein altbackenes Gesicht besitzt.
Stellen wir uns doch einfach mal vor, dass sie aussehen würde wie Angelina Jolie. ALLE, aber wirklich ausnahmslos ALLE würden ihr zu Füßen liegen und das neue Ideal der Weiblichkeit preisen.
ElsaLaska - 10. Sep, 15:39
"Joseph Beuys wurde von der Kritik der "niederrheinische Mystiker" erkannt; Otto von Simson, der sich mit mittelalterlicher Malerei wahrhaft gut auskennt, entdeckte, daß zwei leere Blutplasmakunststoffflaschen, die Beuys neben ein abgebrochenes Stöckchen montierte - "Kreuzigung" heißt das Werk -, "die Wucht eines Giotto" hätten. [...] "Wer einen Kreuzweg schön findet, ist nicht auf Golgatha, sondern in einem Schrebergarten gelandet", sprach ein Funktionär der Katholischen Akademie in Mainz. Diese Maxime mögen sich Cimabue, Botticelli, Tintoretto und Raphael, die es wagten, die transzendente, unzerstörbare Schönheit des Gottmenschen auch durch sein Leiden hindurchleuchten zu lassen, gefälligst hinter den Spiegel stecken. Symptomatisch ist auch die Verachtung kleinbürgerlicher Lebensformen. In Parenthese sei bemerkt, daß ein katholischer Funktionär der Welt eines Schrebergartens zwar weit enthoben ist, daß die Beschäftigung in einem solchen Garten jedoch human und würdig ist, und jedenfalls weit sinnvoller als die Teilnahme an Gesprächsabenden der Katholischen Akademie.
Liturgische Kunst hat ganz ausdrücklich auch Schrebergärtnern zu dienen. Das katholische Wunder bestand in einem Ritus [er meint den alten, tridentinischen - Anm. von mir], der den erlauchtesten Geistern der Menschheit und analphabetischen Ziegenhirten genügte, Chinesen und Afrikanern, Kreuzrittern und Atomphysikern. "
Martin Mosebach: Häresie der Formlosigkeit, Hanser Verlag München, 2007.
ElsaLaska - 10. Sep, 12:20