Man kann die Karwoche gar nicht besser beginnen, als sich morgens nach dem Aufstehen auf der antiken Mattonetreppe den Hinterkopf aufzuschlagen - Ich schreibe dies aus Seinem (und meinem) kostbaren Blute sozusagen - ganz schnell wird der Blick frei auf Wesentliches.
Es hätte ja auch anders ausgehen können.
Aber noch sind wir nicht beim Blute (also ihr nicht, ich schon), sondern beim Jubeln.
Was Spirituelles betrifft, so ist auf Braut des Lammes immer Verlaß. Und da meine Denkfähigkeit noch ein bisschen eingeschränkter ist als sonst, verweise ich gerne auf ihren schönen Eintrag zum Palmsonntag.
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Trotzdem bleibt manchmal das Gefühl, man habe eigentlich innerlich noch kaum richtig angefangen und bräuchte noch mehr Zeit. Als sehr tröstlich habe ich da dieses kürzlich Gelesene zu genau diesem Gedankengang empfunden:
…und doch wird Pascha – Ostern – kommen und wir werden voll Freude sein, und alles wird gut sein, und wir werden in der Festpredigt von Johannes Chrysostomos hören, daß alle zum Fest geladen sind. Die gefastet haben und die nicht gefastet haben. Die Arbeiter der ersten und die der elften Stunde! Denn barmherzig und menschenliebend ist Gott.<<
Und dann gab es heute noch eine Predigt des Heiligen Vates dazu - ein Auszug:
>>Nach dem Wortgottesdienst, am Anfang des eucharistischen Hochgebets, in dem der Herr zu uns hereintritt, richtet die Kirche an uns den Ruf: „Sursum corda – das Herz in die Höhe!" Das Herz ist nach biblischer Auffassung und in der Sicht der Väter jene Mitte des Menschen, in der Verstand, Wille und Gefühl, Leib und Seele sich vereinigen. Jene Mitte, in der der Geist Leib und der Leib Geist wird; in der Wille und Gefühl und Verstand sich in der Erkenntnis Gottes und in der Liebe zu ihm vereinigen. Dieses „Herz" soll Höhe bekommen. Aber noch einmal: Wir allein sind zu schwach, unser Herz auf die Höhe Gottes hinaufzuheben. Wir können es nicht. Gerade der Hochmut, es selbst zu können, zieht uns nach unten und entfernt uns von Gott. Gott selbst muß uns hinaufziehen, und das ist es, was Christus am Kreuz begonnen hat. Er ist in die letzte Tiefe des Menschseins heruntergestiegen, um uns hinaufzuziehen zu sich, zum lebendigen Gott. Er ist demütig geworden, sagt uns die zweite Lesung. Nur so konnte unser Hochmut überwunden werden: Die Demut Gottes ist die äußerste Form seiner Liebe, und diese demütige Liebe zieht nach oben.
Der Prozessionspsalm 24, den uns die Kirche als „Aufstiegsgesang" für die heutige Liturgie vorgibt, nennt einige konkrete Elemente, die zu unserem Aufstieg gehören und ohne die wir nicht hinaufgezogen werden können: die sauberen Hände, das reine Herz, die Absage an die Lüge, das Suchen nach Gottes Gesicht. Die großen Errungenschaften der Technik machen uns nur frei und sind nur dann Teilelemente des Fortschritts der Menschheit, wenn sie mit diesen Haltungen verbunden sind – wenn unsere Hände sauber, unser Herz rein werden, wenn wir nach der Wahrheit, wenn wir nach Gott selbst suchen und uns von seiner Liebe anrühren, anreden lassen. All diese Elemente des Aufstiegs sind nur wirksam, wenn wir in Demut anerkennen, daß wir hinaufgezogen werden müssen. Wenn wir den Hochmut ablegen, uns selbst zu Gott machen zu wollen. Wir brauchen ihn, der uns hinaufzieht und uns im Gehaltensein von seinen Händen, das heißt im Glauben, die wahre Richtung und die innere Kraft gibt, die uns nach oben hebt. Wir brauchen die Demut des Glaubens, die Gottes Angesicht sucht und sich der Wahrheit seiner Liebe anvertraut.<<
Ganze Predigt hier auf kath.net
Allen Lesern einen gnadenreichen Palmsonntag und einen gesegneten, kopfwehfreien Einstieg in die Heilige Woche.