Der Prächtige. Lorenzo de' Medici und seine Zeit.
[...] Die Bestürzung in der Stadt war allgemein. In dem von den Predigten Savonarolas aufgeheizten Klima erinnerte man sich nun an die vielen Prophezeiungen künftigen Unheils und glaubte, Vorzeichen gesehen zu haben. In der Nacht zum 5. April - eine Angabe, die sich bei allen Chronisten findet - war bei einem plötzlich aufgezogenen Gewitter ein Blitz in die Domkuppel gefahren und hatte schwere Schäden angerichtet. Ganze Marmorblöcke waren heruntergeschleudert worden und viele davon in Richtung Medici-Palast gefallen. Poliziano gibt an, daß auch eine vergoldete Kugel herabgestürzt sei, ein sinistrer Hinweis auf das Medici-Wappen. Andere merkwürdige Dinge geschahen: Eine Frau hatte am selben Tag während einer Predigt in der Kirche S. Maria Novella die Vision eines wilden Stieres gehabt, der mit seinen brennenden Hörnern die Kirche, nach anderer Version die ganze Stadt in Brand steckte; in der Nacht des Todes erschien ein heller Stern über der Villa in Careggi, der im Augenblick des Todes erlosch; im Garten hatten riesige Schattengestalten miteinander gekämpft. Drei Nächte lang sah man sodann von den Hügeln Fiesoles aus Flammen über San Lorenzo stehen, der Grabkirche der Medici; die Löwen, die Florenz als lebende Wappentiere hielt, fielen übereinander her und zerfleischten einander, einer blieb tot - alles Zeichen, die, wie Marsilio Ficino Nicollo Valori erklärte, den Tod großer Männer zu begleiten pflegten. [...]
aus dem o.g. Buch von Ingeborg Walter
aus dem o.g. Buch von Ingeborg Walter
ElsaLaska - 25. Feb, 18:45
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