Wenn man sonst, an klaren Tagen
70, 80 Kilometer und mehr ins Land schauen kann, dann fühlt man sich an solchen Tagen wie heute - ich will schon wieder depriviert schreiben, das will ich schon die ganze Zeit, aber es ist gar nicht das Wort, das ich meine, ich meine auch nicht deprivilegiert, was ist es denn für ein Wort, ich komme nicht darauf. Außerdem gerate ich langsam in ein Alter, in dem ich mir nicht mehr sicher bin. Ich bin mir der Dinge und Worte nicht mehr sicher, meiner selbst viel mehr als früher, also genau umgekehrt. Dieses depriviert gibt es scheinbar gar nicht, zum Recherchieren habe ich jetzt auch keine Lust, das ist es mir nicht wert.
Also man fühlt sich abgeschnitten, ich kann ja nur zehn Meter weit sehen, meinen Eukalyptusbaum, die Perlenkettenlichter in den Hügel schon längst nicht mehr, dazu ein dauernder Nieselregen, so recht unitalienisch ist das und mich stört daran nur, dass mir mein Panoramablick weggenommen wird, den Blick, den ich gerne mit dem Blick in ein Gemälde vergleiche, und der mich immer wieder dazu verleitet, mich in die Küche mit den riesigen Fenstertüren zu setzen anstatt oben ins Kaminzimmer, zum Arbeiten. Alles tropft, aber kein Lufthauch bringt die drei Windspiele an der Pergola zum Klingen. Bei Ikea gab es duftende Teelichter, ich habe Kerzen angezündet, aber das ist ein erbärmlicher Geruch, eine Imitation. Die Adventszeit früher, als ich klein war, duftete viel authentischer. Der Moment, wenn Eigelb, Butter und Zucker verquirlt werden, war der süßeste. Ein unvergleichlicher Duft, diese Melange, viel stärker als Zimt oder Vanille, viel frischer, viel weihnachtlicher als der nach Gewürzen oder Nelken. Vergleichbar nur mit einer eben geschälten Mandarine.
So sitze ich hier depriviert von der Kindheit, in der Baustelle hinterm Haus - das soll ein Swimmingpool werden, sammelt sich das Wasser. Direkt neben Sharifs Grab. Sein Nachfolger liegt auf der Couch und macht sich einen faulen Sonntag. Pizzarandstücke gab es und einen Knochen vom Rindersteak - ich kaufe Fleisch nur noch mit Knochen, nicht als Filet, weil Rasul, anders als Sharif, einen Magen aus Eisen hat und sich darüber freut. Er freut sich nicht nur über Fleisch, immer wenn ich Mozzarella für eine Caprese aufschneide, kommt er angelatscht und schiebt seine Nase auf die Arbeitsfläche. Und immer bekommt er natürlich Käse ab. Weiß ich, wie lange er mir noch bleiben wird? Sharif ist nur 6 Jahre alt geworden. Jeder Tag, an dem ich Rasul etwas Gutes tun kann, ist auch für mich ein guter Tag. Und jetzt, wo ich das schreibe, fällt mir meine Katze ein, nicht meine, aber die, der ich schon jeden Abend Milch und Katzenfutter hinausstelle, manchmal säumt sie zur Fenstertüre und lässt sich blicken - danke, will sie sagen. Heute habe ich sie vergessen.
Ich will aufstehen und ihr schnell noch was hinausstellen.
...
Der Nebel ist da, direkt vorm Fenster, diese Feuchte muss vom Meer heraufkommen, und kein Licht ist zu sehen, außer den Kerzen, die ich angezündet hatte. Ich scheine, im guten Sinne, aus der Welt gefallen zu sein, die Stille rauscht in meinen Ohren. Sogar der Kühlschrank schweigt. Stille ist etwas Wunderbares. Meine Mama hat mir Früchtebrot gebacken und als Päckchen hierher geschickt. Vielleicht ist es morgen schon da. Auch für Rasul hat sie etwas mitgeschickt, ich habe es ihm vorhin erzählt. Wenn ich ihren Namen sage, dann horcht er auf und weiß, irgendwas gutes wird passieren, sonst fiele nicht ihr Name. Und dann sagen manche, Tiere hätten keine Seele.
Tiere sind ganz große Seelen, aber das hängt natürlich immer davon ab, ob man sehen und verstehen kann. Hoffentlich kommt die Katze noch und ist nicht enttäuscht. Die Näpfe vor der Küche sind jedenfalls gefüllt .. Jetzt setzt der Kühlschrank mit leisem Raunen ein. Hatte ich schon erzählt, dass ich von diesem Haus bereits geträumt hatte, als ich 15 war? Ich dachte, es wird Irland. Damals wollte ich immer nach Irland. Und ich träumte von einem Haus mit einem Anbau, schräges Dach des Anbaus, die Küche, und grünen großen Fensterläden vor den Fenstertüren. Es sah irisch-englisch aus. Nun steht es in Italien. Aber, es sieht genauso aus wie in meinem Traum. Und der Vorbesitzer war Engländer und hat einiges nicht typisch italienisch, sondern im englischen Landhausstil hergerichtet. Ich bin froh, dass es nicht Irland ist.
Wegen des Essens... Und dem Wein ...
:)
Also man fühlt sich abgeschnitten, ich kann ja nur zehn Meter weit sehen, meinen Eukalyptusbaum, die Perlenkettenlichter in den Hügel schon längst nicht mehr, dazu ein dauernder Nieselregen, so recht unitalienisch ist das und mich stört daran nur, dass mir mein Panoramablick weggenommen wird, den Blick, den ich gerne mit dem Blick in ein Gemälde vergleiche, und der mich immer wieder dazu verleitet, mich in die Küche mit den riesigen Fenstertüren zu setzen anstatt oben ins Kaminzimmer, zum Arbeiten. Alles tropft, aber kein Lufthauch bringt die drei Windspiele an der Pergola zum Klingen. Bei Ikea gab es duftende Teelichter, ich habe Kerzen angezündet, aber das ist ein erbärmlicher Geruch, eine Imitation. Die Adventszeit früher, als ich klein war, duftete viel authentischer. Der Moment, wenn Eigelb, Butter und Zucker verquirlt werden, war der süßeste. Ein unvergleichlicher Duft, diese Melange, viel stärker als Zimt oder Vanille, viel frischer, viel weihnachtlicher als der nach Gewürzen oder Nelken. Vergleichbar nur mit einer eben geschälten Mandarine.
So sitze ich hier depriviert von der Kindheit, in der Baustelle hinterm Haus - das soll ein Swimmingpool werden, sammelt sich das Wasser. Direkt neben Sharifs Grab. Sein Nachfolger liegt auf der Couch und macht sich einen faulen Sonntag. Pizzarandstücke gab es und einen Knochen vom Rindersteak - ich kaufe Fleisch nur noch mit Knochen, nicht als Filet, weil Rasul, anders als Sharif, einen Magen aus Eisen hat und sich darüber freut. Er freut sich nicht nur über Fleisch, immer wenn ich Mozzarella für eine Caprese aufschneide, kommt er angelatscht und schiebt seine Nase auf die Arbeitsfläche. Und immer bekommt er natürlich Käse ab. Weiß ich, wie lange er mir noch bleiben wird? Sharif ist nur 6 Jahre alt geworden. Jeder Tag, an dem ich Rasul etwas Gutes tun kann, ist auch für mich ein guter Tag. Und jetzt, wo ich das schreibe, fällt mir meine Katze ein, nicht meine, aber die, der ich schon jeden Abend Milch und Katzenfutter hinausstelle, manchmal säumt sie zur Fenstertüre und lässt sich blicken - danke, will sie sagen. Heute habe ich sie vergessen.
Ich will aufstehen und ihr schnell noch was hinausstellen.
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Der Nebel ist da, direkt vorm Fenster, diese Feuchte muss vom Meer heraufkommen, und kein Licht ist zu sehen, außer den Kerzen, die ich angezündet hatte. Ich scheine, im guten Sinne, aus der Welt gefallen zu sein, die Stille rauscht in meinen Ohren. Sogar der Kühlschrank schweigt. Stille ist etwas Wunderbares. Meine Mama hat mir Früchtebrot gebacken und als Päckchen hierher geschickt. Vielleicht ist es morgen schon da. Auch für Rasul hat sie etwas mitgeschickt, ich habe es ihm vorhin erzählt. Wenn ich ihren Namen sage, dann horcht er auf und weiß, irgendwas gutes wird passieren, sonst fiele nicht ihr Name. Und dann sagen manche, Tiere hätten keine Seele.
Tiere sind ganz große Seelen, aber das hängt natürlich immer davon ab, ob man sehen und verstehen kann. Hoffentlich kommt die Katze noch und ist nicht enttäuscht. Die Näpfe vor der Küche sind jedenfalls gefüllt .. Jetzt setzt der Kühlschrank mit leisem Raunen ein. Hatte ich schon erzählt, dass ich von diesem Haus bereits geträumt hatte, als ich 15 war? Ich dachte, es wird Irland. Damals wollte ich immer nach Irland. Und ich träumte von einem Haus mit einem Anbau, schräges Dach des Anbaus, die Küche, und grünen großen Fensterläden vor den Fenstertüren. Es sah irisch-englisch aus. Nun steht es in Italien. Aber, es sieht genauso aus wie in meinem Traum. Und der Vorbesitzer war Engländer und hat einiges nicht typisch italienisch, sondern im englischen Landhausstil hergerichtet. Ich bin froh, dass es nicht Irland ist.
Wegen des Essens... Und dem Wein ...
:)
ElsaLaska - 17. Dez, 23:19