Debattenbeitrag zur Studie zu sexuellem Missbrauch in der Kirche
durchgeführt von KFN in Kooperation mit der DBK.
Blogleser Ludwig Fidelis hat hier einen ausführlichen Kommentar geschrieben und kommt zu dem Schluss, dass die DBK diese Studie nicht hätte in Auftrag geben dürfen.
Ich zitiere (ganzer Kommentar findet sich hier.)
>>Die genannte Erklärung der DBK spricht von "wissenschaftlichem Erkenntnisgewinn". Eine "ehrliche Aufklärung frei von falschen Rücksichtnahmen" soll dem Ziel dienen, "die Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs zu vervollständigen und vor allem die Prävention weiter verbessern zu können", wie es in der jüngsten Erklärung heißt. Ist ein solches Ergebnis aber überhaupt vom KFN zu erwarten? Haben die zuständigen Verantwortlichen der DBK sich über ihren Partner Professor Pfeifer hinreichend informiert?
Ein einfacher Blick in Wikipedia allein läßt dies schon bezweifeln: "2009 veröffentlichte Pfeiffer eine Studie über die Verbreitung rechtsextremistischer Einstellungen unter Jugendlichen. Die Studie geriet aufgrund methodischer Mängel, die zu einer deutlichen Aufblähung der Zahlen führten, in die Kritik." Auch der berüchtigte "Fall Sebnitz" geht auf Pfeiffer zurück. Fälschlicherweise wurde weltweit verbreitet, es "hätten über 200 Einwohner der Stadt zugesehen, als" ein Kind "von rechtsradikalen Jugendlichen im örtlichen Freibad im Rahmen einer so bezeichneten 'Hinrichtung' ertränkt worden sei". In einem anderen Zusammenhang heißt es: "Er wurde jedoch des öfteren wegen seiner Art und Weise der Argumentation kritisiert, die viele als polemisch und verkürzt empfinden."
Welcher Art Verzerrung der Ergebnisse wäre bei dem Mißbrauchs-Projekt zu befürchten? In einem Interview bei Radio Vatikan sagte Pfeiffer: "Der Anteil der Ersatzhandlungstäter, die eigentlich auf Erwachsene fixiert sind und notgedrungen auf Kinder zurückgegriffen haben, der war am höchsten in der Phase, als es für amerikanische Priester ausgesprochen schwierig war, wegen der dort weitverbreiteten Prüderie an Frauen oder auch an Männer heranzukommen, als Sexualität mit Priestern völlig ausgeschlossen war. Je liberaler die Sexualität sich in den USA entwickelt hat, um so niedriger war der Anteil der Priester, die sich ersatzweise an Kindern vergriffen haben, heute geht das gegen null. Es scheint also so zu sein, daß die Liberalisierung der Sexualität also das Risiko für Kinder drastisch reduziert hat, daß sie von Priestern missbraucht werden." Was hat dieser Forscher für ein Menschenbild? Wie kann ein Priester "notgedrungen auf Kinder zurückgreifen", wenn er nicht "an Frauen oder auch Männer" herankommt? ("Deine Sprache verrät Dich ja!") Pfeiffer erwartet also die Verbesserung der Situation von einer "Liberalisierung der Sexualität" der Priester und gegenüber den Priestern. Was erwartet die DBK eigentlich von einem dreijährigen Forschungsprojekt, dessen Leiter mit diesem Vorurteil an die Arbeit geht? Sie wird ein Plädoyer gegen den Zölibat und für eben diese Liberalisierung erhalten. Die ganze Forschungsplanung Pfeiffers wird auf dieses Ziel zugeschnitten sein.
Die DBK holt sich damit, nachdem sie den kirchenkritischen Medien 3 Jahre lang die Möglichkeit gibt, das Thema "Mißbrauch in der katholischen Kirche" am Köcheln zu halten, ein Problem auf den Tisch, das erst nach diesen 3 Jahren richtig brisant wird. Und dieses hat ja dann auch noch eine weltkirchliche Dimension.
Pfeiffers Bemerkung, nur ca. 0,01 % der Mißbrauchsfälle gingen auf Priester zurück, wird bezeichnenderweise sowohl von Kirchenleuten als auch von Kirchengegnern als neutral, wenn nicht sogar kirchenfreundlich interpretiert. Woher hat er aber diesen Wert, wenn der Umfang des Mißbrauchs erst im Projekt umfassend ermittelt und "belastbare Zahlen" vorgelegt werden sollen? Der von ihm vermutete Wert 0,01 % ist in Wirklichkeit hoch, weil ja der Anteil der Priester an der Gesamtheit der männlichen Erwachsenen gegengerechnet werden muß. Die Kirchengegner haben das in ihren Blogs bereits bemerkt und entsprechend kommentiert. Hat man sich durch solche Bemerkungen bei der DBK einlullen lassen?
Es wäre doch schon im Frühjahr 2010 größte Vorsicht ratsam gewesen, als Pfeiffer von sich aus, wie der zuständige Trierer Bischof selbst mitgeteilt hat, an ihn mit dem Vorschlag zu diesem Projekt herangetreten war. Jeder Professor weiß um die Mühe der Antragstellung, um Gelder für Forschungsprojekte zu akquirieren. Pfeiffer kann nun 3 Jahre lang Promovenden und andere Mitarbeiter bezahlen, mit Geldern der Kirche. Dafür kann man gern einmal in der Öffentlichkeit "kirchenfreundlich" erscheinen.
Nein, die DBK hätte dieses Projekt nicht in Auftrag geben dürfen!<<
[Nachtrag: Aufgrund der anhaltenden Diskussion hatte die DBK kürzlich auch eine Stellungnahme zur Studie veröffentlicht, die sich hier auf kath.net findet, aber nur auf die organisatorische Vorgehensweise und die datenschutzrechtlichen Bedenken eingeht.]
[Nachtrag II: Der Link zum Interview von Radio Vatikan mit Professor Pfeiffer.]
Blogleser Ludwig Fidelis hat hier einen ausführlichen Kommentar geschrieben und kommt zu dem Schluss, dass die DBK diese Studie nicht hätte in Auftrag geben dürfen.
Ich zitiere (ganzer Kommentar findet sich hier.)
>>Die genannte Erklärung der DBK spricht von "wissenschaftlichem Erkenntnisgewinn". Eine "ehrliche Aufklärung frei von falschen Rücksichtnahmen" soll dem Ziel dienen, "die Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs zu vervollständigen und vor allem die Prävention weiter verbessern zu können", wie es in der jüngsten Erklärung heißt. Ist ein solches Ergebnis aber überhaupt vom KFN zu erwarten? Haben die zuständigen Verantwortlichen der DBK sich über ihren Partner Professor Pfeifer hinreichend informiert?
Ein einfacher Blick in Wikipedia allein läßt dies schon bezweifeln: "2009 veröffentlichte Pfeiffer eine Studie über die Verbreitung rechtsextremistischer Einstellungen unter Jugendlichen. Die Studie geriet aufgrund methodischer Mängel, die zu einer deutlichen Aufblähung der Zahlen führten, in die Kritik." Auch der berüchtigte "Fall Sebnitz" geht auf Pfeiffer zurück. Fälschlicherweise wurde weltweit verbreitet, es "hätten über 200 Einwohner der Stadt zugesehen, als" ein Kind "von rechtsradikalen Jugendlichen im örtlichen Freibad im Rahmen einer so bezeichneten 'Hinrichtung' ertränkt worden sei". In einem anderen Zusammenhang heißt es: "Er wurde jedoch des öfteren wegen seiner Art und Weise der Argumentation kritisiert, die viele als polemisch und verkürzt empfinden."
Welcher Art Verzerrung der Ergebnisse wäre bei dem Mißbrauchs-Projekt zu befürchten? In einem Interview bei Radio Vatikan sagte Pfeiffer: "Der Anteil der Ersatzhandlungstäter, die eigentlich auf Erwachsene fixiert sind und notgedrungen auf Kinder zurückgegriffen haben, der war am höchsten in der Phase, als es für amerikanische Priester ausgesprochen schwierig war, wegen der dort weitverbreiteten Prüderie an Frauen oder auch an Männer heranzukommen, als Sexualität mit Priestern völlig ausgeschlossen war. Je liberaler die Sexualität sich in den USA entwickelt hat, um so niedriger war der Anteil der Priester, die sich ersatzweise an Kindern vergriffen haben, heute geht das gegen null. Es scheint also so zu sein, daß die Liberalisierung der Sexualität also das Risiko für Kinder drastisch reduziert hat, daß sie von Priestern missbraucht werden." Was hat dieser Forscher für ein Menschenbild? Wie kann ein Priester "notgedrungen auf Kinder zurückgreifen", wenn er nicht "an Frauen oder auch Männer" herankommt? ("Deine Sprache verrät Dich ja!") Pfeiffer erwartet also die Verbesserung der Situation von einer "Liberalisierung der Sexualität" der Priester und gegenüber den Priestern. Was erwartet die DBK eigentlich von einem dreijährigen Forschungsprojekt, dessen Leiter mit diesem Vorurteil an die Arbeit geht? Sie wird ein Plädoyer gegen den Zölibat und für eben diese Liberalisierung erhalten. Die ganze Forschungsplanung Pfeiffers wird auf dieses Ziel zugeschnitten sein.
Die DBK holt sich damit, nachdem sie den kirchenkritischen Medien 3 Jahre lang die Möglichkeit gibt, das Thema "Mißbrauch in der katholischen Kirche" am Köcheln zu halten, ein Problem auf den Tisch, das erst nach diesen 3 Jahren richtig brisant wird. Und dieses hat ja dann auch noch eine weltkirchliche Dimension.
Pfeiffers Bemerkung, nur ca. 0,01 % der Mißbrauchsfälle gingen auf Priester zurück, wird bezeichnenderweise sowohl von Kirchenleuten als auch von Kirchengegnern als neutral, wenn nicht sogar kirchenfreundlich interpretiert. Woher hat er aber diesen Wert, wenn der Umfang des Mißbrauchs erst im Projekt umfassend ermittelt und "belastbare Zahlen" vorgelegt werden sollen? Der von ihm vermutete Wert 0,01 % ist in Wirklichkeit hoch, weil ja der Anteil der Priester an der Gesamtheit der männlichen Erwachsenen gegengerechnet werden muß. Die Kirchengegner haben das in ihren Blogs bereits bemerkt und entsprechend kommentiert. Hat man sich durch solche Bemerkungen bei der DBK einlullen lassen?
Es wäre doch schon im Frühjahr 2010 größte Vorsicht ratsam gewesen, als Pfeiffer von sich aus, wie der zuständige Trierer Bischof selbst mitgeteilt hat, an ihn mit dem Vorschlag zu diesem Projekt herangetreten war. Jeder Professor weiß um die Mühe der Antragstellung, um Gelder für Forschungsprojekte zu akquirieren. Pfeiffer kann nun 3 Jahre lang Promovenden und andere Mitarbeiter bezahlen, mit Geldern der Kirche. Dafür kann man gern einmal in der Öffentlichkeit "kirchenfreundlich" erscheinen.
Nein, die DBK hätte dieses Projekt nicht in Auftrag geben dürfen!<<
[Nachtrag: Aufgrund der anhaltenden Diskussion hatte die DBK kürzlich auch eine Stellungnahme zur Studie veröffentlicht, die sich hier auf kath.net findet, aber nur auf die organisatorische Vorgehensweise und die datenschutzrechtlichen Bedenken eingeht.]
[Nachtrag II: Der Link zum Interview von Radio Vatikan mit Professor Pfeiffer.]
ElsaLaska - 6. Aug, 11:34
Leygraf ist anderer Meinung
https://www.domradio.de/aktuell/75062/wir-wollen-der-wahrheit-auf-die-spur-kommen.html
Ansonsten muß ich sagen, daß ich diesen Hype nicht verstehen kann. Ich bin kirchlicher Mitarbeiter und habe bereits mein Erweitertes Führungszeugnis eingereicht. Meine Personalakte wird zwar nicht durchleuchtet, aber jeder Mitarbeiter und Kleriker hat immer das Recht und die Möglichkeit, in seine hineinzuschauen. Und es wird eh nichts anderes untersucht als das, was da ohnehin schon drinsteht.
Also bleibt mal auf dem Teppich: Wenn die zugesicherte Diskretion eingehalten wird, dann werden auch die Wensierskis und Geyers keine "Sensationen" präsentieren können.