Es wird hier vermutlich noch weitere Zitate
aus "Häresie der Formlosigkeit" von Martin Mosebach, Büchner-Preisträger, geben. Das Buch zu lesen ist ein Gewinn. Überaus anregend, ganz subjektiv und klug geschrieben. Gleich im ersten Kapitel geht Mosebach, gegen den Ästhetizismus-Vorwurf, in die Vollen, und das liest sich so:
"Auf den katholischen Ritus aufmerksam machte mich zuerst die alte katholische Musik, der Gregorianische Choral. Ich ahne die Genugtuung, mit der mancher diesen Satz lesen wird: also ein Ästhet, der seine ästhetizistischen Bedürfnisse in der Religion befriedigen will. Ich bekenne mich offen zu der naiven Schar, die aus der Oberfläche, der äußeren Erscheinung auf die innere Beschaffenheit und womöglich Wahrheit oder Verlogenheit einer Sache schließt. Die Lehre von den "inneren Werten", die sich in schmutziger, verkommener Schale verbergen, kommt mir nicht geheuer vor. Daß die Seele dem Körper die Form und das Gesicht, seine Oberfläche verleiht, glaubte ich schon, als ich noch nicht wußte, daß dieser Satz eine Definition des kirchlichen Lehramtes war. Mit mediterraner Primitivität glaube ich, daß eine unwahre, verlogene, gefühllose Sprache keinen Gedanken von Wert enthalten kann. Was für die Kunst gilt, muß in noch viel höherem Maß jedoch das öffentliche Gebet der Kirche treffen; wo das Häßliche sonst nur auf das Unwahre schließen läßt, bedeutet es im Bereich der Religion die Anwesenheit des Satanischen."
"Auf den katholischen Ritus aufmerksam machte mich zuerst die alte katholische Musik, der Gregorianische Choral. Ich ahne die Genugtuung, mit der mancher diesen Satz lesen wird: also ein Ästhet, der seine ästhetizistischen Bedürfnisse in der Religion befriedigen will. Ich bekenne mich offen zu der naiven Schar, die aus der Oberfläche, der äußeren Erscheinung auf die innere Beschaffenheit und womöglich Wahrheit oder Verlogenheit einer Sache schließt. Die Lehre von den "inneren Werten", die sich in schmutziger, verkommener Schale verbergen, kommt mir nicht geheuer vor. Daß die Seele dem Körper die Form und das Gesicht, seine Oberfläche verleiht, glaubte ich schon, als ich noch nicht wußte, daß dieser Satz eine Definition des kirchlichen Lehramtes war. Mit mediterraner Primitivität glaube ich, daß eine unwahre, verlogene, gefühllose Sprache keinen Gedanken von Wert enthalten kann. Was für die Kunst gilt, muß in noch viel höherem Maß jedoch das öffentliche Gebet der Kirche treffen; wo das Häßliche sonst nur auf das Unwahre schließen läßt, bedeutet es im Bereich der Religion die Anwesenheit des Satanischen."
ElsaLaska - 6. Sep, 20:16
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