Mosebach ist am besten, wenn er ätzt.
"Joseph Beuys wurde von der Kritik der "niederrheinische Mystiker" erkannt; Otto von Simson, der sich mit mittelalterlicher Malerei wahrhaft gut auskennt, entdeckte, daß zwei leere Blutplasmakunststoffflaschen, die Beuys neben ein abgebrochenes Stöckchen montierte - "Kreuzigung" heißt das Werk -, "die Wucht eines Giotto" hätten. [...] "Wer einen Kreuzweg schön findet, ist nicht auf Golgatha, sondern in einem Schrebergarten gelandet", sprach ein Funktionär der Katholischen Akademie in Mainz. Diese Maxime mögen sich Cimabue, Botticelli, Tintoretto und Raphael, die es wagten, die transzendente, unzerstörbare Schönheit des Gottmenschen auch durch sein Leiden hindurchleuchten zu lassen, gefälligst hinter den Spiegel stecken. Symptomatisch ist auch die Verachtung kleinbürgerlicher Lebensformen. In Parenthese sei bemerkt, daß ein katholischer Funktionär der Welt eines Schrebergartens zwar weit enthoben ist, daß die Beschäftigung in einem solchen Garten jedoch human und würdig ist, und jedenfalls weit sinnvoller als die Teilnahme an Gesprächsabenden der Katholischen Akademie.
Liturgische Kunst hat ganz ausdrücklich auch Schrebergärtnern zu dienen. Das katholische Wunder bestand in einem Ritus [er meint den alten, tridentinischen - Anm. von mir], der den erlauchtesten Geistern der Menschheit und analphabetischen Ziegenhirten genügte, Chinesen und Afrikanern, Kreuzrittern und Atomphysikern. "
Martin Mosebach: Häresie der Formlosigkeit, Hanser Verlag München, 2007.
Liturgische Kunst hat ganz ausdrücklich auch Schrebergärtnern zu dienen. Das katholische Wunder bestand in einem Ritus [er meint den alten, tridentinischen - Anm. von mir], der den erlauchtesten Geistern der Menschheit und analphabetischen Ziegenhirten genügte, Chinesen und Afrikanern, Kreuzrittern und Atomphysikern. "
Martin Mosebach: Häresie der Formlosigkeit, Hanser Verlag München, 2007.
ElsaLaska - 10. Sep, 12:20
Klasse!
Liturgische Kunst hat ganz ausdrücklich auch Schrebergärtnern zu dienen."
:-)))