Italien in der Krise
Amanda und Rosario sind ganz junge Leute, die vor einiger Zeit in das leerstehende Bauernhaus mit Traumblick zur Miete einzogen. Er ist Vertreter für einen Photovoltaik-Hersteller, sie macht Yoga und bietet Wellness-Behandlungen an.
Die beiden haben aus dem maroden Gehöft einen Traum gemacht. Dafür schuften sie neben ihren Erwerbsjobs tagein tagaus. Das riesige Grundstück muss in Schuss gehalten werden, an dem gigantischen Wohnhaus sind Renovationen nötig, doch sie haben nicht nur das Nötige gemacht, sie haben auch noch ein Appartment für Feriengäste eingebaut. Beide sind nicht gläubig, aber haben großen Respekt vor Kirche und Papst.
Neulich wurde ich von Amanda belehrt, dass der Papst sagt, man dürfe kein Essen wegwerfen.
"Eh bèh!", antworte ich, natürlich ist es nicht gut, etwas wegzuwerfen. Aber umzusetzen sei das doch heutzutage nicht mehr wirklich.
Doch doch, sagt Amanda, wir praktizieren das. Aus allen Resten des Tages machen wir abends eine bella frittata - also ein Rührei mit Ingredenzien - und dann haben wir das verwertet. Wir sind hier aufs Land gezogen, um die Schönheit zu haben, den Frieden zu genießen, und ganz im Einklang mit der Natur zu sein.
So ganz klappt das leider auch nicht - vor ein paar Monaten wurde eingebrochen.
Amanda sagt: Das ist mir egal. Es ist zwar schrecklich, aber ich habe dieses Leben bewusst gewählt, und so werde ich mich einfach nicht tyrannisieren lassen von Angstvorstellungen und was noch kommen könnte. Jeden Morgen trete ich vor die Türe, ich schaue auf die Berge und das Meer, und dann atme ich ein. Das ist das Leben, das ich mir immer gewünscht habe. Dann nimmt sie ihre Grabschaufel und ihr Tütchen, und geht Topinambur am Straßenrand ausgraben, um ihn zu kochen.
Rosario kümmert sich um das Grundstück mit Kirschbäumen, Feigen und einem kleinen Gemüsegarten.
Sie haben mittlerweile einen Pelletofen und installieren eine Solaranlage, um unabhängiger zu sein.
Gekocht und bewirtet wird man mit dem, was eben da ist: Selbsteingelegte Oliven, Gebäck mit Blätterteig und Spinat. Ein Salat der Saison. Ein Risotto mit Radicchio. Wenn Amanda und Rosario zusätzlich einkaufen, dann nur bei Erzeugern und in einer gemeinsamen Gruppe, welche ebenfalls interessiert ist an qualitativ hochwertigen Produkten zum Großeinkäuferpreis.
Trotz der vielen Arbeit, die das Gehöft macht, der Sorgen mit den Behörden und allem Drum und Dran, habe ich Amanda und Rosario niemals schlecht gelaunt oder niedergedrückt gesehen.
Sie sind glücklich mit dem was sie haben - sie sind glücklich, wenn ich ihre Kirschbäume preise und mir ein paar Kirschen pflücken darf. Sie freuen sich über eine vorbeigebrachte Flasche Wein, sie haben immer Zeit und Lust, sich eine halbe Stunde zu unterhalten, auch wenn man sie von ihrer Arbeit eigentlich abbringt. Sie sind glücklich wie Kinder.
Und darum mache ich mir keine Sorgen um Italien.
Die beiden haben aus dem maroden Gehöft einen Traum gemacht. Dafür schuften sie neben ihren Erwerbsjobs tagein tagaus. Das riesige Grundstück muss in Schuss gehalten werden, an dem gigantischen Wohnhaus sind Renovationen nötig, doch sie haben nicht nur das Nötige gemacht, sie haben auch noch ein Appartment für Feriengäste eingebaut. Beide sind nicht gläubig, aber haben großen Respekt vor Kirche und Papst.
Neulich wurde ich von Amanda belehrt, dass der Papst sagt, man dürfe kein Essen wegwerfen.
"Eh bèh!", antworte ich, natürlich ist es nicht gut, etwas wegzuwerfen. Aber umzusetzen sei das doch heutzutage nicht mehr wirklich.
Doch doch, sagt Amanda, wir praktizieren das. Aus allen Resten des Tages machen wir abends eine bella frittata - also ein Rührei mit Ingredenzien - und dann haben wir das verwertet. Wir sind hier aufs Land gezogen, um die Schönheit zu haben, den Frieden zu genießen, und ganz im Einklang mit der Natur zu sein.
So ganz klappt das leider auch nicht - vor ein paar Monaten wurde eingebrochen.
Amanda sagt: Das ist mir egal. Es ist zwar schrecklich, aber ich habe dieses Leben bewusst gewählt, und so werde ich mich einfach nicht tyrannisieren lassen von Angstvorstellungen und was noch kommen könnte. Jeden Morgen trete ich vor die Türe, ich schaue auf die Berge und das Meer, und dann atme ich ein. Das ist das Leben, das ich mir immer gewünscht habe. Dann nimmt sie ihre Grabschaufel und ihr Tütchen, und geht Topinambur am Straßenrand ausgraben, um ihn zu kochen.
Rosario kümmert sich um das Grundstück mit Kirschbäumen, Feigen und einem kleinen Gemüsegarten.
Sie haben mittlerweile einen Pelletofen und installieren eine Solaranlage, um unabhängiger zu sein.
Gekocht und bewirtet wird man mit dem, was eben da ist: Selbsteingelegte Oliven, Gebäck mit Blätterteig und Spinat. Ein Salat der Saison. Ein Risotto mit Radicchio. Wenn Amanda und Rosario zusätzlich einkaufen, dann nur bei Erzeugern und in einer gemeinsamen Gruppe, welche ebenfalls interessiert ist an qualitativ hochwertigen Produkten zum Großeinkäuferpreis.
Trotz der vielen Arbeit, die das Gehöft macht, der Sorgen mit den Behörden und allem Drum und Dran, habe ich Amanda und Rosario niemals schlecht gelaunt oder niedergedrückt gesehen.
Sie sind glücklich mit dem was sie haben - sie sind glücklich, wenn ich ihre Kirschbäume preise und mir ein paar Kirschen pflücken darf. Sie freuen sich über eine vorbeigebrachte Flasche Wein, sie haben immer Zeit und Lust, sich eine halbe Stunde zu unterhalten, auch wenn man sie von ihrer Arbeit eigentlich abbringt. Sie sind glücklich wie Kinder.
Und darum mache ich mir keine Sorgen um Italien.
ElsaLaska - 9. Jun, 23:33
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