Italienische Messe.
Heute bei den Kapuzinern.
Es gibt dabei einige Eigentümlichkeiten, die sich eben doch von einem deutschen Gottesdienst unterscheiden.
Nehmen wir zum Beispiel als Allererstes das Fehlen der Orgel. Das heißt, am Beginn wird nicht geschmettert, bei der Austeilung herrscht absolute Stille und am Schluss treibt einem nicht ein Wahnsinnssound aus dem Kirchengebäude hinaus, sondern es ist Gelegenheit, sich nochmals hinzuknien - was auch ausgenutzt wird. In dieser Ecke Italiens jedenfalls stürzen nicht alle sofort hinaus.
Die Singerei: Ich bin keine große Orgelfreundin (weil sie meistens nicht so gut gespielt wird, wie man sie spielen könnte und dann ersetzt Laut eben nicht Gut. Ansonsten siehe oben). In der italienischen Messe wird nur ganz wenig gesungen (außer dem Santo Santo Santo und dem Agnello di Dio vielleicht noch zwei Lieder). Auch das kommt mir entgegen.
Achja, die Kirche war schon vor der Messe voll besetzt - zum Rosenkranz bzw. der Lauretanischen Litanei heute, der hier oft samstags vor der Messe gebetet wird. Der Rosenkranz ist jedenfalls scheinbar beliebter als in meiner deutschen Gemeinde.
Aufgefallen ist mir noch das Schuldbekenntnis - das wird in Deutschland eher ausgelassen, meine ich, zugunsten dieses "Vergebung und Nachlass der Sünden" und als Credo nicht das Apostolische, sondern das Nizäische Glaubensbekenntnis.
Keine Messdiener, nur ein Priester, keine Aufläufe von Kommunionhelfern in merkwürdiger Kleidung im Altarraum. Wobei das mit den fehlenden Messdienern zum Beispiel sehr schade ist bei der Lesung des Evangeliums, da finde ich es angemessener, wenn zu beiden Seiten Messdiener mit brennenden Kerzen stehen.
Keine Kommunionhelfer.
Die Austeilung dauert dementsprechend, dafür kann es aber durchaus mal passieren, dass ein Handyklingelton dazwischenSENST.
Das Vaterunser wird gerne mit nach oben geöffneten Handflächen gebetet anstatt mit gefalteten Händen.
Zum Abschluss des Kreuzzeichens küssen sie sich die Fingerspitzen.
Das Verhältnis Handkommunion-Mundkommunion ist sich erstaunlicherweise fast gleich. Ich würde sagen fifty fifty. Dementsprechend souverän ist auch der Priester. Einige bekreuzigen sich auch direkt nach dem Kommunionsempfang, das habe ich in Deutschland auch noch nicht gesehen.
Gewöhnungsbedürftig dagegen ist dieses fürchterlich italienische Geschlurche. Bei den Antworten sprechen die einen schneller, die anderen seppeln hinterher, es geht kreuz und quer, es ist überhaupt keine Linie drin. Und die Rezitationen zur Wandlung werden von einigen einfach halblaut mitgesprochen - scheinbar haben sie es schon derart oft gehört, dass einfach ohne nachzudenken mitgesprochen wird. Helfen tut dabei das immer ausliegende "Programmblatt". Obwohl sie, wie ich vermute, also am Tag mindestens zwei Mal in die Messe gehen und deshalb alle Gebete derart auswändig kennen, dass sie halblaut mitgemurmelt werden, wird also dieses Blatt benötigt.
Heute bekam ich nur noch einen Platz in der ersten Reihe. Neben mir eine sehr alte, sehr derb-bäurisch aussehende und gekleidete und auch so riechende Dame.(Weihrauch hat nur Vorteile. Nur!)
Diese nahm mir einfach mein Programmblatt weg und ließ mich auch nicht mehr hineinschauen.
Da ich jetzt im (italienischen) Ablauf noch nicht so fit bin, hätte ich das Blatt wirklich dringender gebraucht als sie.
Aber ich trug also lächelnd mein Kreuz und spickte bei der Nachbarin zur Rechten hinein.
Beim Friedensgruß sagt man nicht umständlich "Friede sei mit Dir" (wobei das ja auch was hat), sondern einfach nur "Pace!".
So wohl ich mich in Italien fühle, eine richtige Lieblingskirche mit Lieblingspfarrer habe ich bisher noch nicht ausfindig machen können, muss ich ehrlich sagen.
Dafür aber merke ich, wie fest verwurzelt im Alltagsleben, wie selbstverständlich es hier ist, katholisch zu sein. Riten und Rituale, gepflegte Madonnenhäuschen und Wegkreuze haben ihren festen Platz, priesterlicher Segen wird oft und gerne eingeholt, mehrmals im Jahr an den hohen Feiertagen (zu Ostern zum Beispiel kommen sie ins Haus, um es zu segnen), aber auch zu weltlichen Anlässen wie Geschäftsneueröffnungen ist es ganz selbstverständlich, dass Laden und Familie gesegnet werden. An der Zahl der Frühmessenangebote hier auf dem Land sieht man, wie selbstverständlich es noch ist, dass vor der Arbeit die Messe besucht wird. Selbst atheistische Freunde, die hier eine zweite Heimat gefunden haben, geben gerne zu, dass der Reiz dieser Lebensweise, die Gelassenheit und Freundlichkeit der Menschen, die Intaktheit dieser Gesellschaft durchaus mit der hier noch anzutreffenden tiefen Volksfrömmigkeit zusammenzuhängen scheint. Selbstverständlich mag dies in anderen Regionen Italiens wieder anders aussehen. Interessant ist auf jeden Fall, dass dieser Umstand auch von Nichtkatholiken und Nichtgläubigen als wohltuend empfunden wird.
Es gibt dabei einige Eigentümlichkeiten, die sich eben doch von einem deutschen Gottesdienst unterscheiden.
Nehmen wir zum Beispiel als Allererstes das Fehlen der Orgel. Das heißt, am Beginn wird nicht geschmettert, bei der Austeilung herrscht absolute Stille und am Schluss treibt einem nicht ein Wahnsinnssound aus dem Kirchengebäude hinaus, sondern es ist Gelegenheit, sich nochmals hinzuknien - was auch ausgenutzt wird. In dieser Ecke Italiens jedenfalls stürzen nicht alle sofort hinaus.
Die Singerei: Ich bin keine große Orgelfreundin (weil sie meistens nicht so gut gespielt wird, wie man sie spielen könnte und dann ersetzt Laut eben nicht Gut. Ansonsten siehe oben). In der italienischen Messe wird nur ganz wenig gesungen (außer dem Santo Santo Santo und dem Agnello di Dio vielleicht noch zwei Lieder). Auch das kommt mir entgegen.
Achja, die Kirche war schon vor der Messe voll besetzt - zum Rosenkranz bzw. der Lauretanischen Litanei heute, der hier oft samstags vor der Messe gebetet wird. Der Rosenkranz ist jedenfalls scheinbar beliebter als in meiner deutschen Gemeinde.
Aufgefallen ist mir noch das Schuldbekenntnis - das wird in Deutschland eher ausgelassen, meine ich, zugunsten dieses "Vergebung und Nachlass der Sünden" und als Credo nicht das Apostolische, sondern das Nizäische Glaubensbekenntnis.
Keine Messdiener, nur ein Priester, keine Aufläufe von Kommunionhelfern in merkwürdiger Kleidung im Altarraum. Wobei das mit den fehlenden Messdienern zum Beispiel sehr schade ist bei der Lesung des Evangeliums, da finde ich es angemessener, wenn zu beiden Seiten Messdiener mit brennenden Kerzen stehen.
Keine Kommunionhelfer.
Die Austeilung dauert dementsprechend, dafür kann es aber durchaus mal passieren, dass ein Handyklingelton dazwischenSENST.
Das Vaterunser wird gerne mit nach oben geöffneten Handflächen gebetet anstatt mit gefalteten Händen.
Zum Abschluss des Kreuzzeichens küssen sie sich die Fingerspitzen.
Das Verhältnis Handkommunion-Mundkommunion ist sich erstaunlicherweise fast gleich. Ich würde sagen fifty fifty. Dementsprechend souverän ist auch der Priester. Einige bekreuzigen sich auch direkt nach dem Kommunionsempfang, das habe ich in Deutschland auch noch nicht gesehen.
Gewöhnungsbedürftig dagegen ist dieses fürchterlich italienische Geschlurche. Bei den Antworten sprechen die einen schneller, die anderen seppeln hinterher, es geht kreuz und quer, es ist überhaupt keine Linie drin. Und die Rezitationen zur Wandlung werden von einigen einfach halblaut mitgesprochen - scheinbar haben sie es schon derart oft gehört, dass einfach ohne nachzudenken mitgesprochen wird. Helfen tut dabei das immer ausliegende "Programmblatt". Obwohl sie, wie ich vermute, also am Tag mindestens zwei Mal in die Messe gehen und deshalb alle Gebete derart auswändig kennen, dass sie halblaut mitgemurmelt werden, wird also dieses Blatt benötigt.
Heute bekam ich nur noch einen Platz in der ersten Reihe. Neben mir eine sehr alte, sehr derb-bäurisch aussehende und gekleidete und auch so riechende Dame.(Weihrauch hat nur Vorteile. Nur!)
Diese nahm mir einfach mein Programmblatt weg und ließ mich auch nicht mehr hineinschauen.
Da ich jetzt im (italienischen) Ablauf noch nicht so fit bin, hätte ich das Blatt wirklich dringender gebraucht als sie.
Aber ich trug also lächelnd mein Kreuz und spickte bei der Nachbarin zur Rechten hinein.
Beim Friedensgruß sagt man nicht umständlich "Friede sei mit Dir" (wobei das ja auch was hat), sondern einfach nur "Pace!".
So wohl ich mich in Italien fühle, eine richtige Lieblingskirche mit Lieblingspfarrer habe ich bisher noch nicht ausfindig machen können, muss ich ehrlich sagen.
Dafür aber merke ich, wie fest verwurzelt im Alltagsleben, wie selbstverständlich es hier ist, katholisch zu sein. Riten und Rituale, gepflegte Madonnenhäuschen und Wegkreuze haben ihren festen Platz, priesterlicher Segen wird oft und gerne eingeholt, mehrmals im Jahr an den hohen Feiertagen (zu Ostern zum Beispiel kommen sie ins Haus, um es zu segnen), aber auch zu weltlichen Anlässen wie Geschäftsneueröffnungen ist es ganz selbstverständlich, dass Laden und Familie gesegnet werden. An der Zahl der Frühmessenangebote hier auf dem Land sieht man, wie selbstverständlich es noch ist, dass vor der Arbeit die Messe besucht wird. Selbst atheistische Freunde, die hier eine zweite Heimat gefunden haben, geben gerne zu, dass der Reiz dieser Lebensweise, die Gelassenheit und Freundlichkeit der Menschen, die Intaktheit dieser Gesellschaft durchaus mit der hier noch anzutreffenden tiefen Volksfrömmigkeit zusammenzuhängen scheint. Selbstverständlich mag dies in anderen Regionen Italiens wieder anders aussehen. Interessant ist auf jeden Fall, dass dieser Umstand auch von Nichtkatholiken und Nichtgläubigen als wohltuend empfunden wird.
ElsaLaska - 16. Aug, 21:18
Mit diesem
1. Bank ist natürlich heftig, da gehen nur Streber freiwillig hin, und Heilige wird man dort nicht finden ;-)
Pace!
Um Zehn nach ist Höhepunkt der Finsternis. Kusch!
Schon erledigt.
Das wäre mir als Nichtkatholikin NIE eingefallen, solche Respektlosigkeiten zu posten.
*fg*
Wirklich genervt hat mich nur das halblaute Mitgemurmle bei Stellen, wo die Gemeinde gar nix zu sagen hat. Und DAS, obwohl sie doch exzessiv VORHER eine halbe Stunde lang die Lauretanische Litanei gebetet haben... Italiener halt... :-)
Ich gehe davon aus, dass die STILLE Anbetung dagegen GANZ schlecht besucht sein wird...