Liebe Bekannte aus Holland, expatriiert, zu Besuch.
Wir trinken Wein und ich frage, wie ist das bei euch mit der Euthanasie.
Das ist gut, ich finde diese Möglichkeit für mich sehr befreiend.
Aber ihr wisst schon, dass ich als Deutsche das anders sehe? Die Nazis haben euthanisiert!
Ja, die Nazis. Heute sind wir doch freie Bürger. Das geht alles seinen Gang. Wenn jemand nicht mehr leben möchte, wozu ihn quälen? Du schläferst doch deinen Hund auch ein, wenn es soweit ist.
Ja, aber ich kann ja dann auch nichts mehr tun. Menschen aber will ich nicht weggespritzt wissen, sondern ich will sie begleiten. Sie sollen schmerzfrei sein, aber niemand soll doch über sie entscheiden dürfen, auch nicht auf eigenen Wunsch.
Ich erzähle die Geschichte des Rhetorikprofessors Walter Jens, einem Intellektuellen. Natürlich ist gerade die Furcht bei sehr begabten Menschen sehr hoch, einmal nicht mehr zu denkerischer Leistung imstande zu sein. Er war, wenn ich mich recht entsinne, sogar theoretisch für Euthanasie. Doch dann, als er nur noch existierte, in einer Form, die ihm selbst nicht recht sein konnte, rief er einmal aus: "Bitte nicht totmachen!"
Ja, da sei aber bei jedem Menschen verschieden, und man müsse das schon bedenken.
Wirklich? Kommen wir mit situativer Ethik denn wirklich zu einem Punkt, an dem Euthanasie gutgeheißen werden kann?
Jeder ist schließlich imstande, sich selbst zu töten. (Außer die, die es wirklich mal tun sollten, füge ich ergrimmt hinzu, wenn ich die Saukopf-Lage global betrachte).
Wenn ich das tun wollte, würde ich es halt tun. Jetzt aber sitzen da drei Ärzte und befinden je nach Sachlage natürlich , es sei gut und recht, wenn ich mich töte.
Aha.
Wie kommen sie denn dazu? Hatten sie nicht einmal einen EID geschworen, das Leben zu schützen?
Erwarte ich von einem Arzt, dass er mich tötet, weil ich grade meine Bandscheibenvorfallschmerzen nicht verkrafte? Oder erwarte ich nicht vielmehr, dass er mir hilft und mich schmerzfrei macht und begleitet? Und wenn ich sterben muss, mir einen menschenwürdigen Tod ohne Schmerzen bereitet, damit ich Abschied von den Lieben nehmen kann und meine Dinge ordnen?
Nein, von einer situativen Ethik bin ich nicht überzeugt. Freilich haben die Holländer sofort eingestanden, dass angesichts der Nazi-Vergangenheit man als Deutscher eine andere Haltung haben müsste. Doch meine Frage lautet: Und? Weil es heute keine Nazis mehr sind, die euthanisieren, ist es also menschenfreundlicher?
Das ist gut, ich finde diese Möglichkeit für mich sehr befreiend.
Aber ihr wisst schon, dass ich als Deutsche das anders sehe? Die Nazis haben euthanisiert!
Ja, die Nazis. Heute sind wir doch freie Bürger. Das geht alles seinen Gang. Wenn jemand nicht mehr leben möchte, wozu ihn quälen? Du schläferst doch deinen Hund auch ein, wenn es soweit ist.
Ja, aber ich kann ja dann auch nichts mehr tun. Menschen aber will ich nicht weggespritzt wissen, sondern ich will sie begleiten. Sie sollen schmerzfrei sein, aber niemand soll doch über sie entscheiden dürfen, auch nicht auf eigenen Wunsch.
Ich erzähle die Geschichte des Rhetorikprofessors Walter Jens, einem Intellektuellen. Natürlich ist gerade die Furcht bei sehr begabten Menschen sehr hoch, einmal nicht mehr zu denkerischer Leistung imstande zu sein. Er war, wenn ich mich recht entsinne, sogar theoretisch für Euthanasie. Doch dann, als er nur noch existierte, in einer Form, die ihm selbst nicht recht sein konnte, rief er einmal aus: "Bitte nicht totmachen!"
Ja, da sei aber bei jedem Menschen verschieden, und man müsse das schon bedenken.
Wirklich? Kommen wir mit situativer Ethik denn wirklich zu einem Punkt, an dem Euthanasie gutgeheißen werden kann?
Jeder ist schließlich imstande, sich selbst zu töten. (Außer die, die es wirklich mal tun sollten, füge ich ergrimmt hinzu, wenn ich die Saukopf-Lage global betrachte).
Wenn ich das tun wollte, würde ich es halt tun. Jetzt aber sitzen da drei Ärzte und befinden je nach Sachlage natürlich , es sei gut und recht, wenn ich mich töte.
Aha.
Wie kommen sie denn dazu? Hatten sie nicht einmal einen EID geschworen, das Leben zu schützen?
Erwarte ich von einem Arzt, dass er mich tötet, weil ich grade meine Bandscheibenvorfallschmerzen nicht verkrafte? Oder erwarte ich nicht vielmehr, dass er mir hilft und mich schmerzfrei macht und begleitet? Und wenn ich sterben muss, mir einen menschenwürdigen Tod ohne Schmerzen bereitet, damit ich Abschied von den Lieben nehmen kann und meine Dinge ordnen?
Nein, von einer situativen Ethik bin ich nicht überzeugt. Freilich haben die Holländer sofort eingestanden, dass angesichts der Nazi-Vergangenheit man als Deutscher eine andere Haltung haben müsste. Doch meine Frage lautet: Und? Weil es heute keine Nazis mehr sind, die euthanisieren, ist es also menschenfreundlicher?
ElsaLaska - 17. Okt, 21:02
der hippokratische Eid
es ist eine unausrottbare und falsche Annahme, dass ein Arzt einen Eid schwören muß.
Es gibt zwar den (antiken)hippokratischen Eid;
(siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Eid_des_Hippokrates);
aber um in Deutschland als Arzt approbiert zu werden - was bedeutet, nach dem bestandenen Staatsexamen auf Antrag das Recht zur Berufsausübung als Arzt/Ärztin zu bekommen-, muß man zwar bestimmte Bescheinigungen und Zeugnisse vorlegen, aus denen hervorgeht, dass man die Voraussetzungen erfüllt. Dazu gehört außer dem bestandenen Examen auch die gesundheitliche Eignung, die Beherrschung der deutschen Sprache und dass man "sich nicht eines Verhaltens schuldig gemacht hat, aus dem sich die Unwürdigkeit oder Unzuverlässigkeit zur Ausübung des Berufs ergibt".
Einen Eid schwört man nicht.
Aber auch ohne Eid widerspricht es dem bei uns geltenden der Verständnis, Euthanasie zu legitimieren.
@nachtwächter