Es gibt keine nicht-christliche Theologie.
"Es entsteht nun natürlich die Frage: wo denn heute und hier die legitime vor-philosophische Überlieferung zu finden sei. Welches ist die gegenwärtig antreffbare Gestalt der, wie Platon sagt, 'durch einen unbekannten Prometheus als eine Gabe der Götter zu uns herabgelangten Kunde?' Darauf wird man antworten müssen: daß es seit dem Ausgang der Antike im Abendland keine das Ganze der Welt betreffende vorphilosophische Überlieferung gibt außer der christlichen. Es gibt heute, im Abendland, keine Theologie, es sei denn die christliche! Wo wäre eine nicht-christliche Theologie im vollen Sinn denn wohl zu finden?"
[Pieper führt das in einer Fußnote aus]:
"[...] es sei doch, etwa im Werke von Walter F. Otto, heute ein Wiederaufleben der antiken Theologie festzustellen, so daß man nicht mehr sagen könne, die einzig anzutreffende Theologie sei die christliche. Darauf ist zu sagen: Bewunderung ist noch nicht Glaube. Will man im Ernst behaupten, es werde, in jenem neuen Griechentum, die antike Theologie im präzisen Sinn 'als Wahrheit angenommen', so völlig 'geglaubt', daß etwa, in einer äußerst existentiellen Situation (im Angesicht des Todes), zu Apollon oder zu Dionysos gebetet werden könne?
Wenn dies aber nicht zutrifft, dann kann von einer Theologie im vollen Sinne nicht die Rede sein."
Pieper, Josef: Was heißt Philosophieren?
[Pieper führt das in einer Fußnote aus]:
"[...] es sei doch, etwa im Werke von Walter F. Otto, heute ein Wiederaufleben der antiken Theologie festzustellen, so daß man nicht mehr sagen könne, die einzig anzutreffende Theologie sei die christliche. Darauf ist zu sagen: Bewunderung ist noch nicht Glaube. Will man im Ernst behaupten, es werde, in jenem neuen Griechentum, die antike Theologie im präzisen Sinn 'als Wahrheit angenommen', so völlig 'geglaubt', daß etwa, in einer äußerst existentiellen Situation (im Angesicht des Todes), zu Apollon oder zu Dionysos gebetet werden könne?
Wenn dies aber nicht zutrifft, dann kann von einer Theologie im vollen Sinne nicht die Rede sein."
Pieper, Josef: Was heißt Philosophieren?
ElsaLaska - 9. Dez, 13:46
Pieper rocks
Und den trockenen Humor, der immer wieder durchblitzt, die Ironie, die nie in Sarkasmus umschlägt.
Sehr gerne empfehle ich auch die Schrift "Über das Ende der Zeit". Die beginnt er mit dem Hinweis, mann könne das Reden darüber eigentlich auch ganz gut lassen, da man ohnehin nicht in der Lage sei zu sagen, wann es mit der Zeit vorbei sei. Er lässt es natürlich nicht, sondern beschreibt Möglichkeiten für Neu-Aquinaten im Atomzeitalter.