Das Gespräch mit Pater Schmidberger
Distriktoberer der FSSPX Deutschland mit kath.net bietet nicht nur eine Fülle von Informationen zum bisherigen Verlauf und dem aktuellen Stand der Gespräche mit Rom, sondern auch hochinteressante Antworten auf Fragen, die jenseits der theologischen Dispute über die richtige Herangehensweise an die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils liegen. Zum Beispiel hier eine Fragestellung, die mich auch schon beschäftigt hat: Wie hält man den Laden in einer solch schwierigen Situation seelsorgerisch verantwortungsvoll zusammen? Die Lage ist ja nicht nur für uns "normale Katholiken" verworren, schwer einzuschätzen und spannungsreich. Hier die Antwort:
>>Worin bestehen die größten Hürden in der Seelsorge für die der FSSPX verbundenen Gläubigen, worin die Chancen? Sehen auch Sie die Gefahr, einen unwiederbringlichen „kairos“ zu versäumen?
Schmidberger: Zunächst einmal hat man es in der Seelsorge immer mit Menschen zu tun, die allesamt unter den Folgen der Erbsünde stehen, wobei wir selber, die Seelsorger, nicht davon ausgenommen sind. Insofern muss man ständig gegen Eigenwillen, Besserwisserei, ungezügelte Leidenschaften, gegen Lieblosigkeiten, Mangel an Eifer und Lauheit im Glaubensleben ankämpfen. Wir sind allesamt keine Heiligen, aber wir rufen unsere Gläubigen zum Streben nach Heiligkeit auf und wir ringen mit uns selbst täglich darum, dass Christus in uns Gestalt annehme. Sodann müssen auch wir in unseren Reihen unablässig vor den Zeitirrtümern warnen und auf der anderen Seite mancher Bitterkeit und Übertreibung einen Riegel vorschieben.
Unsere Chance liegt darin, dass wir offen gegen die Diktatur des Relativismus, der im heutigen Ökumenismus überall durchbricht, predigen und vor der Angleichung an die moderne Welt mit ihren Irrtümern warnen können. Jene Menschen, die sich unserer Seelsorge anvertrauen, sind im Allgemeinen engagierter, opferbereiter und konsequenter. Im Übrigen nehmen sie im Augenblick an einem Rosenkranzkreuzzug teil, damit die Kirche aus ihrer schweren Krise herausfinde und das Unbefleckte Herz Mariens triumphiere. Denn letzten Endes geht es nicht um die Piusbruderschaft, sondern um die Kirche als die unbefleckte Braut Jesu Christi.<<
Die gesamte Lektüre des Gespräches lohnt sich also auch von daher, weil man etwas über das Selbstverständnis der FSSPX erfährt. Viele Äußerungen P. Schmidbergers sind mir theoretisch zwar eingängig - aber ganz ehrlich gesagt scheinen sie mir wenig praktikabel, wenig von dem Alltag und der Lebenswirklichkeit des Heiligen Vaters zu wissen. Etwa hier:
>>Wir wollen also nicht wie der Herr Bundestagspräsident einen anderen Papst, sondern wir wollen, dass der jetzige Papst, Benedikt XVI., den Vertretern der anderen Religionen genau das sagt, was der heilige Petrus am Pfingstfest den versammelten Juden gesagt hat: Wenn ihr gerettet werden wollt, dann müsst ihr euch bekehren, an den fleischgewordenen Gott Jesus Christus glauben und euch zur Vergebung eurer Sünden taufen lassen (Apg 2, 38).<<
Es ist nun einmal so, dass der Pontifex auch Brücken zu den anderen Weltreligionen bauen muss, es bleibt ihm gar nichts anderes übrig. Mit dieser Ansage würde ich mich als Jüdin, die am katholischen Glauben grundsätzlich interessiert wäre, allerdings brüsk zurückgestoßen fühlen. Mission läuft heute anders als zu Paulus' Zeiten. Daran ist nun einmal kein Vorbeikommen. Auch wenn sich am grundsätzlichen Inhalt der Botschaft nichts ändern sollte. Nur, so kann ich einem interessierten Gegenüber heutzutage nun einmal nicht mehr gegenüber treten. Ich spreche aus Erfahrung. Ich bin zu meinen Agnostikerzeiten nämlich von penetranten Freikirchlern ungefähr in diesem Stil anmissioniert worden (nix gegen Paulus, der war ja keiner ... )
Am Problematischsten finde ich den Einstieg - ich erlaube mir, direkt hinein zu kommentieren - wo es heißt:
>>Wie kann es bei einer prinzipiellen Übereinstimmung zu gegenteiligen Schlussfolgerungen kommen und worin bestehen diese? [Anm: Das ist in der Tat seit Bischof Fellays Predigt in Winona eine hochinteressante Frage.]
Schmidberger: Dies passiert, wenn man um alles in der Welt, mit Willen statt mit Verstand, die Aussagen des II. Vatikanums in voller Harmonie mit dem vorausgehenden Lehramt sehen will, selbst um den Preis von Widersprüchen. Und dazu hat man ein Zauberwort erfunden: „Hermeneutik der Kontinuität“.
[Anm.: Leider liegt hier ein völliges Missverständnis gegenüber dem Begriff "Hermeneutik" vor. Es geht nicht darum, ein Zauberwort zu finden, schon gar nicht darum, den Verstand auszuschalten, im Gegenteil. Es geht darum, einen Schlüssel zu finden, der dem bisherigen, in Teilen fahrlässig oder sogar missbräuchlich angewendeten Interpretationsschlüssel entgegengehalten werden kann und soll.]
Geben wir dazu einige Beispiele an:
In „Lumen gentium“ heißt es gleich in § 1, die Kirche sei das Sakrament der Einheit des Menschengeschlechtes. Aber wo in der Heiligen Schrift, bei welchem Kirchenvater, in welcher päpstlichen Verlautbarung und in welchem Konzil hat man jemals etwas Ähnliches gelesen? Die Kirche ist dazu eingesetzt, den mystischen Herrenleib aufzubauen und dazu die Seelen mit dem übernatürlichen Glaubens- und Gnadenleben zu beschenken, aber eben nicht zu einer innerweltlichen Menschheitsverbrüderung.
[Anm: Zitat aus LG 1: "„Die Kirche ist ja in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit.“ ->Näheres dazu erläutert ausführlich der Katechismus 775. M.E. nach ist die von P. Schmidberger gewählte Formulierung eine aus dem Zusammenhang gerissene Verkürzung, die nicht den Sinn des in LG gemeinten vollständig wiedergibt. Außerdem spricht ja gerade die Offenbarung des Johannes von allen Völkern und Nationen vor dem Thron Gottes - es ist also sogar eine eschatologische Äußerung.]
Oder nehmen Sie „Lumen gentium“ Nr. 16: Seit wann beten wir mit den Moslems den einen Gott an? Diese verehren Allah, wir die allerheiligste Dreifaltigkeit – das ist nicht dasselbe!
[Anm: Hier kann ich P. Schmidberger folgen, mit der Formulierung in LG 16 bin ich selbst nicht sonderlich glücklich. Ich muss aber dazu sagen, dass sie mich nicht direkt von der Einheit mit dem Heiligen Stuhl wegtreiben könnte:-) "Der Heilswille umfaßt aber auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die Muslim, die sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird."]
In Nr. 8 desselben Dokumentes heißt es, die Kirche Christi subsistiere – sei verwirklicht, bestehe in der katholischen Kirche. Papst Pius XII. lehrt ausdrücklich in voller Einheit mit dem Lehramt bis zum II. Vatikanum: Die Kirche Christi ist die katholische Kirche.
[Anm: Hier ist Pater Schmidberger einfach nicht auf der Höhe der Errungenschaften moderner Theologie. Ich darf einen FB-Freund, Dipl.Theologe, zitieren:
"Dass P. Schmidberger hier mit dem "subsistit in"-Argument kommt, zeigt überdeutlich, dass er sich nie die Mühe gemacht hat, sich ernsthaft mit der Angelegenheit auseinanderzusetzen. Sonst wüsste er längst, dass der konservative Sekretär der Theologischen Kommission und frühere Mitarbeiter Pius' XII., P. Sebastian Tromp SJ, diesen Ausdruck eingebracht hat, um damit die Identität der katholischen Kirche mit der Kirche Jesus Christi gegenüber dem "est" noch zu bekräftigen und nicht abzuschwächen! Alexandra von Teuffenbach, die die Konzilsakten in den vatikanischen Archiven studiert und die Tagebücher P. Tromps ausgewertet hat, hat dies in ihrer Dissertation "Die Bedeutung des subsistit in (LG 8). Zum Selbstverständnis der katholischen Kirche" (München 2002) niedergelegt. Kurzgefasst kann man das nachlesen in ihrem Büchlein "Aus Liebe und Treue zur Kirche. Eine etwas andere Geschichte des Zweiten Vatikanums" (Berlin 2004) in den Kapiteln "Sebastian Tromp SJ" (S. 36-47) und "Warum die Kirche ihre eigene Sprache sprechen muss. Das 'subsistit' gibt seit Jahrzehnten Anlass zu Fehlinterpretationen" (S. 48-56) sowie in ihrer Biographie über Papst Pius XII. "Pius XII. Neue Erkenntnisse über sein Leben und Wirken" (Aachen 2010), S. 270-273)." Soweit Markus Schmitt.]
Soweit der erste Teil, zu den weiteren aufgezählten Beispielen in der ersten Antwort von P. Schmidberger mache ich besser einen zweiten Teil, um das Ganze lesbar zu halten.
Links:
Zum Gespräch von Dr. Armin Schwibach mit Pater Schmidberger FSSPX für kath.net
Lumen Gentium auf Deutsch
Gaudium et Spes (davon ist auch noch die Rede im Verlauf der ersten Frage, zum Nachschlagen)
>>Worin bestehen die größten Hürden in der Seelsorge für die der FSSPX verbundenen Gläubigen, worin die Chancen? Sehen auch Sie die Gefahr, einen unwiederbringlichen „kairos“ zu versäumen?
Schmidberger: Zunächst einmal hat man es in der Seelsorge immer mit Menschen zu tun, die allesamt unter den Folgen der Erbsünde stehen, wobei wir selber, die Seelsorger, nicht davon ausgenommen sind. Insofern muss man ständig gegen Eigenwillen, Besserwisserei, ungezügelte Leidenschaften, gegen Lieblosigkeiten, Mangel an Eifer und Lauheit im Glaubensleben ankämpfen. Wir sind allesamt keine Heiligen, aber wir rufen unsere Gläubigen zum Streben nach Heiligkeit auf und wir ringen mit uns selbst täglich darum, dass Christus in uns Gestalt annehme. Sodann müssen auch wir in unseren Reihen unablässig vor den Zeitirrtümern warnen und auf der anderen Seite mancher Bitterkeit und Übertreibung einen Riegel vorschieben.
Unsere Chance liegt darin, dass wir offen gegen die Diktatur des Relativismus, der im heutigen Ökumenismus überall durchbricht, predigen und vor der Angleichung an die moderne Welt mit ihren Irrtümern warnen können. Jene Menschen, die sich unserer Seelsorge anvertrauen, sind im Allgemeinen engagierter, opferbereiter und konsequenter. Im Übrigen nehmen sie im Augenblick an einem Rosenkranzkreuzzug teil, damit die Kirche aus ihrer schweren Krise herausfinde und das Unbefleckte Herz Mariens triumphiere. Denn letzten Endes geht es nicht um die Piusbruderschaft, sondern um die Kirche als die unbefleckte Braut Jesu Christi.<<
Die gesamte Lektüre des Gespräches lohnt sich also auch von daher, weil man etwas über das Selbstverständnis der FSSPX erfährt. Viele Äußerungen P. Schmidbergers sind mir theoretisch zwar eingängig - aber ganz ehrlich gesagt scheinen sie mir wenig praktikabel, wenig von dem Alltag und der Lebenswirklichkeit des Heiligen Vaters zu wissen. Etwa hier:
>>Wir wollen also nicht wie der Herr Bundestagspräsident einen anderen Papst, sondern wir wollen, dass der jetzige Papst, Benedikt XVI., den Vertretern der anderen Religionen genau das sagt, was der heilige Petrus am Pfingstfest den versammelten Juden gesagt hat: Wenn ihr gerettet werden wollt, dann müsst ihr euch bekehren, an den fleischgewordenen Gott Jesus Christus glauben und euch zur Vergebung eurer Sünden taufen lassen (Apg 2, 38).<<
Es ist nun einmal so, dass der Pontifex auch Brücken zu den anderen Weltreligionen bauen muss, es bleibt ihm gar nichts anderes übrig. Mit dieser Ansage würde ich mich als Jüdin, die am katholischen Glauben grundsätzlich interessiert wäre, allerdings brüsk zurückgestoßen fühlen. Mission läuft heute anders als zu Paulus' Zeiten. Daran ist nun einmal kein Vorbeikommen. Auch wenn sich am grundsätzlichen Inhalt der Botschaft nichts ändern sollte. Nur, so kann ich einem interessierten Gegenüber heutzutage nun einmal nicht mehr gegenüber treten. Ich spreche aus Erfahrung. Ich bin zu meinen Agnostikerzeiten nämlich von penetranten Freikirchlern ungefähr in diesem Stil anmissioniert worden (nix gegen Paulus, der war ja keiner ... )
Am Problematischsten finde ich den Einstieg - ich erlaube mir, direkt hinein zu kommentieren - wo es heißt:
>>Wie kann es bei einer prinzipiellen Übereinstimmung zu gegenteiligen Schlussfolgerungen kommen und worin bestehen diese? [Anm: Das ist in der Tat seit Bischof Fellays Predigt in Winona eine hochinteressante Frage.]
Schmidberger: Dies passiert, wenn man um alles in der Welt, mit Willen statt mit Verstand, die Aussagen des II. Vatikanums in voller Harmonie mit dem vorausgehenden Lehramt sehen will, selbst um den Preis von Widersprüchen. Und dazu hat man ein Zauberwort erfunden: „Hermeneutik der Kontinuität“.
[Anm.: Leider liegt hier ein völliges Missverständnis gegenüber dem Begriff "Hermeneutik" vor. Es geht nicht darum, ein Zauberwort zu finden, schon gar nicht darum, den Verstand auszuschalten, im Gegenteil. Es geht darum, einen Schlüssel zu finden, der dem bisherigen, in Teilen fahrlässig oder sogar missbräuchlich angewendeten Interpretationsschlüssel entgegengehalten werden kann und soll.]
Geben wir dazu einige Beispiele an:
In „Lumen gentium“ heißt es gleich in § 1, die Kirche sei das Sakrament der Einheit des Menschengeschlechtes. Aber wo in der Heiligen Schrift, bei welchem Kirchenvater, in welcher päpstlichen Verlautbarung und in welchem Konzil hat man jemals etwas Ähnliches gelesen? Die Kirche ist dazu eingesetzt, den mystischen Herrenleib aufzubauen und dazu die Seelen mit dem übernatürlichen Glaubens- und Gnadenleben zu beschenken, aber eben nicht zu einer innerweltlichen Menschheitsverbrüderung.
[Anm: Zitat aus LG 1: "„Die Kirche ist ja in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit.“ ->Näheres dazu erläutert ausführlich der Katechismus 775. M.E. nach ist die von P. Schmidberger gewählte Formulierung eine aus dem Zusammenhang gerissene Verkürzung, die nicht den Sinn des in LG gemeinten vollständig wiedergibt. Außerdem spricht ja gerade die Offenbarung des Johannes von allen Völkern und Nationen vor dem Thron Gottes - es ist also sogar eine eschatologische Äußerung.]
Oder nehmen Sie „Lumen gentium“ Nr. 16: Seit wann beten wir mit den Moslems den einen Gott an? Diese verehren Allah, wir die allerheiligste Dreifaltigkeit – das ist nicht dasselbe!
[Anm: Hier kann ich P. Schmidberger folgen, mit der Formulierung in LG 16 bin ich selbst nicht sonderlich glücklich. Ich muss aber dazu sagen, dass sie mich nicht direkt von der Einheit mit dem Heiligen Stuhl wegtreiben könnte:-) "Der Heilswille umfaßt aber auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die Muslim, die sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird."]
In Nr. 8 desselben Dokumentes heißt es, die Kirche Christi subsistiere – sei verwirklicht, bestehe in der katholischen Kirche. Papst Pius XII. lehrt ausdrücklich in voller Einheit mit dem Lehramt bis zum II. Vatikanum: Die Kirche Christi ist die katholische Kirche.
[Anm: Hier ist Pater Schmidberger einfach nicht auf der Höhe der Errungenschaften moderner Theologie. Ich darf einen FB-Freund, Dipl.Theologe, zitieren:
"Dass P. Schmidberger hier mit dem "subsistit in"-Argument kommt, zeigt überdeutlich, dass er sich nie die Mühe gemacht hat, sich ernsthaft mit der Angelegenheit auseinanderzusetzen. Sonst wüsste er längst, dass der konservative Sekretär der Theologischen Kommission und frühere Mitarbeiter Pius' XII., P. Sebastian Tromp SJ, diesen Ausdruck eingebracht hat, um damit die Identität der katholischen Kirche mit der Kirche Jesus Christi gegenüber dem "est" noch zu bekräftigen und nicht abzuschwächen! Alexandra von Teuffenbach, die die Konzilsakten in den vatikanischen Archiven studiert und die Tagebücher P. Tromps ausgewertet hat, hat dies in ihrer Dissertation "Die Bedeutung des subsistit in (LG 8). Zum Selbstverständnis der katholischen Kirche" (München 2002) niedergelegt. Kurzgefasst kann man das nachlesen in ihrem Büchlein "Aus Liebe und Treue zur Kirche. Eine etwas andere Geschichte des Zweiten Vatikanums" (Berlin 2004) in den Kapiteln "Sebastian Tromp SJ" (S. 36-47) und "Warum die Kirche ihre eigene Sprache sprechen muss. Das 'subsistit' gibt seit Jahrzehnten Anlass zu Fehlinterpretationen" (S. 48-56) sowie in ihrer Biographie über Papst Pius XII. "Pius XII. Neue Erkenntnisse über sein Leben und Wirken" (Aachen 2010), S. 270-273)." Soweit Markus Schmitt.]
Soweit der erste Teil, zu den weiteren aufgezählten Beispielen in der ersten Antwort von P. Schmidberger mache ich besser einen zweiten Teil, um das Ganze lesbar zu halten.
Links:
Zum Gespräch von Dr. Armin Schwibach mit Pater Schmidberger FSSPX für kath.net
Lumen Gentium auf Deutsch
Gaudium et Spes (davon ist auch noch die Rede im Verlauf der ersten Frage, zum Nachschlagen)
ElsaLaska - 14. Feb, 16:58
@puntualizzazione
b) Sie sehen eine Kontinuität mit der vorangegangen "Schuldogmatik" - wo genau liegt sie? Das soll jetzt nicht provokant klingen - ich frage aus Interesse nach.
Häretisch wäre jedenfalls, den Schlußsatz LG 16 zu relativieren, der eindeutig besagt, daß auch Muslime der Mission bedürfen:
>>Daher ist die Kirche eifrig bestrebt, zur Ehre Gottes und zum Nutzen des Heils all dieser Menschen die Missionen zu fördern, eingedenk des Befehls des Herrn, der gesagt hat: "Predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung" (Mk 16,15).<<
@L.A.
https://www.kath-info.de/monotheismus.html
(Ich greife nur heraus: "Daß wir auf Grund der Offenbarung Gottes in Jesus Christus an den einen Gott in drei Personen glauben können und dürfen, widerspricht den obigen Ausführungen nicht. In der Dogmatik oder katholischen Glaubenslehre gibt es ein erstes Kapitel „De Deo uno“ und ein zweites Kapitel „De Deo trino“. Die Aussagen über den Glauben an den einen Gott gelten unabhängig von dem besonderen Zugang, der uns in das Geheimnis des innergöttlichen Lebens eröffnet ist. An den einen Gott können auch die Heiden glauben. Pater Wilhelm Schmidt S.V.D. hat in jahrzehntelanger Arbeit dazu viele Zeugnisse gesammelt (Der Ursprung der Gottesidee. Eine historisch-kritische und positive Studie. 12 Bände, Aschendorff, Münster 1912–1955)." Aber die gesamten Ausführungen sollte man lesen; Pater Schmidt war übrigens von Pius XII. hochgeschätzt...)
@puntualizzazione
PS: Und falls jetzt bei wem das Häres-o-Meter darob ausschlagen sollte, dann bitte ich doch dringend um Rückmeldung.
Der eine Gott
puntualizzazione hat natürlich ganz recht: es gibt nur einen Gott und dieser kann sozusagen auf zwei Ebenen erkannt werden: mit dem Licht der Vernunft (Vatikanum I, Dei Filius 11) als der Urheber der Welt und mit dem Licht der vollständigen Offenbarung als die Hl. Dreifaltigkeit. Wer immer zu Gott als dem Schöpfer der Welt betet, wendet sich an diesen einen Gott. Dies gilt erst recht, wenn er ihn als den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs anerkennt. Wer nun behauptet (und das tut Pater Schmidberger), der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs sei nicht identisch mit der Hl. Dreifaltigkeit, der formuliert (zumindest implizit) eine glatte Häresie.
Wo immer Menschen sich an Gott wenden und nicht einen selbstgemachten Götzen meinen, beten sie zu dem einen Gott, zu dem auch wir Christen beten. Das gilt für Juden und Moslems und schon für die Griechen, denen Paulus dies auf dem Areopag erläutert: "Was ihr verehrt, ohne es zu erkennen, das verkündige ich Euch" (Apg 17,23).
Leider schlägt auch bei Ihrem letzten Beitrag das "Häres-o-Meter" ein wenig aus: Man könnte ihre Gleichsetzung Schöpfergott = Gottvater so missverstehen, als sei nur die 1. Person der Trinität "Schöpfer" und als habe sich nur Gottvater im Alten Testament offenbart. Natürlich sind auch die 2. und die 3. Person der Trinität in der gleichen Weise "Schöpfer" und Urheber der Offenbarung des Alten Testaments. War aber sicher nicht so gemeint ...
Herzliche Grüße
Theodor
Lieber Theodor,
Also alles Häretiker außer den Christen? Denn die Muslime und vor allem die Juden behaupten das auch ->lehnen die Dreifaltigkeit ab. So funktioniert das wohl AUCH nicht, insbesondere weil LG ja genau das Gegenteil behauptet, allerdings nur auf den Schöpfergott bezogen, immerhin. Da ist doch gar nicht Rede von Dreifaltigkeit!
Paulus nutzte die Lücke im Götterhimmel der Griechen, dass es neben zahllosen anderen namentlich bekannten ja auch noch einen "unbekannten Gott" geben könne, der vorsichtshalber auch mal verehrt worden ist - aber nicht als SCHÖPFER und schon gar nicht in monotheistischer Absicht - das ist glatt verfehlt! Das war ein Gott von vielen, der präventiv verehrt worden ist. Er hatte keinen Namen. Es gab keine Vorstellung von ihm. Paulus hat dann diese "freie Stelle" hergenommen, um zu erklären: Leute, das ist er, den ihr gesucht habt. (Womit er dann tatsächlich den Schöpfergott und seinen Sohn auch plausibel präsentieren konnte.)
Natürlich ist die 1. Person der Trinität der Schöpfer des Himmels und der Erde, das steht doch im Credo, und natürlich hat sich - allerdings zugegeben neben einem hin und wieder erwähnten "ruach" also Hl. Geist, auch nur dieser im Alten Testament offenbart. Jedenfalls hat sich Person 2 nicht im Alten Testament offenbart, sondern im Neuen - dort dann auch explizit Person 3 zum Pfingstereignis, und mit Schöpfer meine ich Schöpfer des Universums und der Erde, und nicht den Schöpfer der Offenbarung.
Wir reden wohl aneinander vorbei irgendwie.
Beste Grüße
Elsa
@CHB
Liebe Elsa,
Doch, jeder Mensch, der zu Gott betet, betet auch zur Hl. Dreifaltigkeit - ganz einfach, weil Gott, der sich jedem suchenden Menschen zumindest als der Schöpfer der Welt und des eigenen Ich zu erkennen gibt, nun einmal dreifaltig ist. Der Beter weiß es halt nicht, was die Sache eben auch defizitär macht (deshalb folgt ja aus der Anerkennung der Tatsache, dass alle, die zu Gott beten, zu dem einen, selben Gott beten, keineswegs, dass alle Religionen, in denen das geschieht, "gleichwertig" wären, wie P. Schmidberger das unterstellt). Und so gesehen stimmt auch ihre Schlussfolgerung: alle, die zu Gott beten (Juden, Moslems), aber nicht an die Dreifaltigkeit glauben, sind "Häretiker" (wobei der Ausdruck dann eher analog verwendet würde).
Die Crux der dummen (pardon) Polemik von P. Schmidberger ist, dass er diese kurze Passage herausgreift und damit die Logik von LG 16 völlig verfehlt. Es geht dort ja um die gestufte (!!!) Hinordnung aller Formen von Religion auf das Christentum als der Vollform aller Religion. Dort irgendeine "Gleichwertigkeit" der Religionen hineinzuinterpretieren, ist ganz und gar daneben.
Ich bin - ehrlich gesagt - mit der konkreten Religiosität der Athener um 60 n. Chr. nicht vertraut. Aber der Sinn der paulinischen Verkündigung ist es doch nicht, das Evangelium von Jesus Christus in eine Lücke des Götterhimmels einzufügen, sondern an die grundsätzliche Offenheit des griechischen Geistes für den "Gott der Philosophen" anzuknüpfen. Der Areopag, der Ort des Geschehens, ist ja nicht nur da Forum für Philosophen, sondern auch der Gerichtsort Athens. Hier ist also auch der Platz, wo Sokrates 400 Jahre zuvor gesagt hatte: "Aber schon ist es Zeit, dass wir gehen – ich um zu sterben, ihr um zu leben: Wer aber von uns den besseren Weg beschreitet, das weiß niemand, es sei denn der Gott." In LG 16 wird der Paulus-Satz auf jeden Fall genau in diesem Sinne verwendet: "Aber auch den anderen, die in Schatten und Bildern den unbekannten Gott suchen, auch solchen ist Gott nicht ferne, da er allen Leben und Atem und alles gibt (vgl. Apg 17,25-28)".
Ich möchte wirklich nicht stur sein und schon gar nicht behaupten, ich hätte die katholische Lehre komplett oder besser erfasst, aber die Trinität können sie so eigentlich nicht "aufspalten". Vielleicht reden wir aber wirklich aneinander vorbei. In der Trinität gibt es kein Handeln einzelner Personen: "Durch ihn (den Logos) wurde alles geschaffen, was ist" (Joh 1, 3). Wenn man also sagen würde, nur die 1. Person sei der Schöpfer, dann wäre das falsch. Ganz richtig ist, dass der eine, dreifaltige Gott, sich im Alten Testament noch nicht eindeutig als Dreifaltiger offenbart. Ich hoffe, Sie finden das jetzt nicht allzu spitzfindig ...
Herzliche Grüße
Theodor
(duck und weg)
[PS: Im Z2 ist 3=1 sogar eine wahre Aussage.]
@ imhrahil
Z2 ist der Restklassenring bei Teilung durch 2, d. h. der, der nur aus der 0 und 1 besteht. (Zum Vergleich: Die Wochentagseinteilung ist ein Restklassenring bei Teilung durch 7; insofern ist 4 + 6 = 3, was ganz verständlich ist, wenn Du für 4 "Mittwoch" und für 3 "Dienstag" sagst.)
@Theodor
Wegen der Sache mit dem "unbekannten Gott" - ich kenne das von römischen Altarstelen und habe das immer als "Vorsichtsmaßnahme" und Rücksichtsnahme auf eine möglicherweise existierende Gottheit aufgefasst, deren Name man nicht kennt, nicht ausdrücklich auf den "Philosophengott" bezogen.
Vielleicht war das auf dem Areopag aber ja gerade nicht der Fall, wie Sie erläutern.
Beste Grüße
Elsa
@ Imrahil