Und sogar: Auch wenn man dasjenige ihrer Werke
(gemeint sind die Werke der Natur) betrachtet, das als das erlesenste gilt, diejenige ihrer Schöpfungen besieht, deren Schönheit einhellig als die eigenartigste und vollkommenste gepriesen wird: die Frau; hat da der Mann nicht seinerseits und ganz allein ein beseeltes und künstliches Wesen geschaffen, das ihr an plastischer Schönheit nicht nachsteht? Wo gibt es hienieden ein in der Freude des Fleisches gezeugtes und unter Schmerzen dem Mutterleib entsprungenes Wesen, dessen Modell, dessen Typus betörender und herrlicher wäre als jener der beiden Lokomotiven, die auf der Strecke der Nordeisenbahn verkehren?
Die eine, die Crampton, ist eine anbetungswürdige, zarte, hochgewachsene Blondine mit schriller Stimme, eingezwängt in ein funkelndes Kupferkorsett und über die biegsame, nervöse Gestreckheit einer Katze verfügend, eine schmucke, goldgelbe Blondine, deren außerordentliche Anmut Schrecken verbreitet, wenn sie, ihre Stahlmuskeln spannend, den Schweiß auf ihren warmen Flanken dampfen lässt, die riesige Rosette ihres fein ziselierten Rades in Gang setzt und an der Spitze der Schnellzüge und der Stürme voller Leben davonschießt.
Die andere ist die Engerth, eine gewaltige und düstere Brünette, mit dumpfen, rauhen Schreien und stämmigen, in einen gußeisernen Harnisch gepreßten Lenden, ein Ungetüm von einem Tier mit einer wilden Mähne aus schwarzem Rauch und sechs niedrigen, aneinandergekuppelten Rädern; welch verheerende Kraft, wenn sie, die Erde unter sich zum Zittern bringend, plump und schleichend den schweren Schwanz ihrer Güter schleppt!
Unter den zarten, blonden und den majestätischen brünetten Schönheiten gibt es gewiß keine einer derartigen Schlankheit und furchterregenden Kraft. So also darf man sagen: Der Mensch hat es auf seine Art ebenso gut gemacht wie der Gott, an den er glaubt.
Aus Joris-Karl Huysmans: Gegen den Strich
Die eine, die Crampton, ist eine anbetungswürdige, zarte, hochgewachsene Blondine mit schriller Stimme, eingezwängt in ein funkelndes Kupferkorsett und über die biegsame, nervöse Gestreckheit einer Katze verfügend, eine schmucke, goldgelbe Blondine, deren außerordentliche Anmut Schrecken verbreitet, wenn sie, ihre Stahlmuskeln spannend, den Schweiß auf ihren warmen Flanken dampfen lässt, die riesige Rosette ihres fein ziselierten Rades in Gang setzt und an der Spitze der Schnellzüge und der Stürme voller Leben davonschießt.
Die andere ist die Engerth, eine gewaltige und düstere Brünette, mit dumpfen, rauhen Schreien und stämmigen, in einen gußeisernen Harnisch gepreßten Lenden, ein Ungetüm von einem Tier mit einer wilden Mähne aus schwarzem Rauch und sechs niedrigen, aneinandergekuppelten Rädern; welch verheerende Kraft, wenn sie, die Erde unter sich zum Zittern bringend, plump und schleichend den schweren Schwanz ihrer Güter schleppt!
Unter den zarten, blonden und den majestätischen brünetten Schönheiten gibt es gewiß keine einer derartigen Schlankheit und furchterregenden Kraft. So also darf man sagen: Der Mensch hat es auf seine Art ebenso gut gemacht wie der Gott, an den er glaubt.
Aus Joris-Karl Huysmans: Gegen den Strich
ElsaLaska - 4. Sep, 15:56