dass der Berg sich verhüllt. Wenn ich wüsste, wie Maische aussieht, würde ich schreiben, der Himmel sei maischefarben. Er molkt, er flockt, er gerinnt aus und der Hauptverdächtige dafür ist das Meer, von dort scheint diese Vermilchung des Himmels seinen Ausgang zu nehmen. Aus der Richtung, wo das Meer sein könnte, wenn die Luft am Horizont nicht aus Seifenwasser wäre.
ElsaLaska - 21. Apr, 23:57
kann es passieren, dass gewisse Dinge, die sich in Tälern abspielen, plötzlich von höheren Mächten sabotiert werden. Zum Beispiel wollte ich heute eine Kirche an einem Flüsschen besuchen, sagen wir, in der Nähe eines Flüsschens, die noch aus dem 6. Jahrhundert stammt. Sie ist, man ahnt es, weit und breit die allerälteste Kirche überhaupt. Sie ist so alt, dass sich unter ihr die Ruine eines römischen Tempels befindet, der dem Gott Portunus geweiht war. Außerdem ist noch ein Rest Benediktinerkloster dabei, das aber von um 1000 herum, die erste Jahrtausendwende muss eine Hochzeit der Benediktiner gewesen sein, es wimmelt nur so von ihnen um diese Zeit jedenfalls, auch auf dem Berg. Das hat aber nicht geholfen.
Die Türe der Kirche war verschlossen. Portunus, der Hafengott (es ist eigentlich weit und breit kein Hafen zu sehen, von daher ist mir die Situation dieses Tempels nicht einleuchtend, und das passiert mir bei antiken Heiligtümern wirklich ganz selten, dass ich sie nicht in die Landschaft einordnen kann), wird auch gerne mit einem Schlüssel in der Hand dargestellt - porta heißt ja auch Türe.
Ich denke, die Benediktiner hatten damals in ihrem Kloster wahrscheinlich verstärkte Probleme mit verschwundenen Schlüsseln und klemmenden Türen, wobei das allerdings nicht überliefert ist.
ElsaLaska - 21. Apr, 23:49
für die "Klage des Distelfinken" von Anna Maria Ortese. Tenor: Soll ich weiterlesen oder nicht.
Lest weiter. Ich war bereits von den ersten zwei Sätzen des ersten Kapitels zu Tode genervt und habe mich dann wieder gefangen. Derzeit bin ich in der Mitte des Buches, wo der Prinz sich entschließt, mal in Neapel nach dem Rechten zu sehen, dort wurde gerade ein Kind geboren und auf den Namen Ali Baba getauft. Ja, Ortese KANN nerven. Man muss sich aber freimachen von all diesen neumodischen Ansprüchen und das Buch als poetischen Roman lesen, streckenweise unglaublich peinlich, aber ein Fenster in ein anderes Sehnen, eine andere Zeit. So wie das Erdbeben von Chili oder diese Geschichte von der Bergwerksleiche, der Verlobte, der nach Jahrzehnten konserviert jugendlich geborgen wird und die greise Nicht-Witwe darüber verzweifelt. Als ein Artefakt und Relikt. Lest Anna Maria Ortese, macht euch geduldig dazu und hört auf zu denken. Ortese wirkt auf Dauer und langfristig, sie war offensichtlich wahnsinnig aber who cares.
Ich meine Grass schreibt ja auch schon seit 30 Jahren diesen lähmenden unerträglichen, humor- und sexlosen SCHEISS!
ElsaLaska - 21. Apr, 01:39
und stellen bescheuerte Fragen, die anderen haben sowohl Auto als auch Pool und schweigen sich aus.
Wegen der Berge.
Hattet ihr schon mal Sex auf einem Berg*blöd rumguck*
*Ja, lasst die Gemeinde teilhaben an euren fantastischen Erlebnissen! Wir bloggen, ihr bloggt! Wir sind GUT AUFGESTELLT und haben extremen FUN! Kommentiert hier exklusiv eure besten Sexerlebnisse auf Bergen, die Kommentfunktion geht eh nicht*
ElsaLaska - 21. Apr, 01:34
oder löschen alle ihre Kommentare wieder? Ich komm über die headlines der letzten 3 comments nirgendwohin.
Wohl das Schicksal einer Bergsteigerin. Den Gipfel im Blick, nicht links noch rechts.
ElsaLaska - 21. Apr, 00:51
Es verwundert am wenigsten die Schreiberin selbst, kaum dass sie die icon des Monte Conero an ihrem Horizont erblickte, ihn zu betreten wünschte. Der Conero ist ein Sonnenberg, ein Ort der Klarheit, Frische und Kraft. Steht man an seinen Hängen, so blickt man in die Ewigkeit, die sich bis nach Kroatien erstreckt. Weil aber der Schöpfer ein Einsehen hatte und in diesem Falle nicht zur Selbstironie tendierte, nach der die Gleichsetzung kroatische Küste und Ewigkeit vielleicht ziemlich unschöpferisch gewirkt haben muss, zog er einen gnädigen Schleier, die Weiten der türkisfarbenen Adria dazwischen. So dass die Schreiberin, steht sie an einer gewissen Stelle unterhalb der Badia San Pietro, den Eindruck haben mag, als befinde sie sich in einer Kapsel aus reinem Sauerstoff und schwebe über den Himmeln, während sich das Meer über ihren Kopf zu erstrecken scheint.
Um dieser grundsätzlichen Seinsverwirrung nicht weiter Vorschub zu leisten, werfen wir einen Blick auf den Monte Sibilla, dem wir uns wohlweislich bis jetzt noch nicht anzunähern wagten - oh, wir haben über ihn gelesen, aber wir haben seine Frequenzen noch nicht erspürt, wir planen, ihn zu besuchen, aber fürchten die Enttäuschung (und verfallen in einen pluralis majestatis, der gegenüber dem Monte Sibilla die Illusion erwecken soll, wir seien derer v i e l e, gegen die er ankommen muss).
"Zwanzig weitere Gipfel aus Kalkfelsen ragen über 2.000 Meter in den Himmel. Einer der seit jeher berühmtesten ist der Monte Sibilla, wo die Höhle der sagenumwobenen Fee Sibylle liegt. [..] La Grotta della Sibilla war im Mittelalter eine Kultstätte für ganz Europa. Es kamen Ritter aus Frankreich und Deutschland, um das Reich der Fee zu erforschen und die so entstandenen Geschichten haben sich bis heute erhalten. [..] Das Bild der mythischen Sibylle ist widersprüchlich, für die einen war sie eine Prophetin und anmutige Frau, für die anderen eine Zauberin im Bund mit dem Teufel [ist klar, für welche, liegt ja auf der Hand - Anm. Elsa], so daß einige Päpste [eben - Anm. Elsa] das Aufsuchen der Sibillini verboten. Auf jeden Fall bot sie genug Stoff für die Tannhäusersage und für Michelangelos Fresken in der Sixtinische Kapelle in Rom"
(aus: Die Marken. Unbekanntes Italien zwischen Adria und Appenin von Sattler/Tolkmitt).
So dass, wie die Schreiberin nicht umhin kann, sich einzugestehen, der Versuch der Annäherung an den geliebten Conero ebensogut und gleichzeitig der erste Schritt auf dem Weg hinauf zum Monte Sibilla sein könnte.
ElsaLaska - 21. Apr, 00:17