Montag (III)
Ich erwachte mit einem Lächeln und in ausgesprochen guter Stimmung. Ein Blick auf mein Handy zeigte mir, dass noch zwei Stunden Zeit waren bis zu unserem Termin im Archiv. In Windeseile nahm ich eine Dusche, fuhr mir mit dem Kamm durch die Haare und machte mich auf den Weg in die Küche. Ich freute mich auf einen Morgenkaffee. Mein wiederkehrender Traum hatte sich, warum auch immer, verändert und erstmals zu einem guten Ende gefunden. Wenn das kein Zeichen war!
In der Küche fand ich keinen Lorenzo, nur einen Strauß Frühlingsblumen und eine Tüte mit frischen Brioche auf dem Tisch. Er saß, den Kopf in die Hände gestützt, an seinem Schreibtisch im Arbeitszimmer über einem Buch und schaute auf, als er mich hörte.
„Sie sehen aus, als hätten Sie kein Auge zugetan!“, bemerkte ich munter. Die schwarze Soutane machte ihn noch blasser als sonst, unter seinen Augen lagen tiefe Schatten.
„Sie brauchen nur die Herdplatte anzuzünden, der Kaffee ist vorbereitet. Ich kann noch einen gebrauchen“, antwortete er fahrig. Er folgte mir in die Küche und griff abwesend eine Tasse aus dem Regal. Sie entglitt seinen Händen und zerschellte auf dem Boden in tausend Scherben.
„Was ist eigentlich heute Morgen mit Ihnen los?“
Wir knieten auf dem Boden und lasen die Splitter zusammen. Lorenzo mied meinen Blick.
„Haben Sie schlecht geträumt?“, hakte ich nach.
„Ich war ... Autsch!“ Er lutschte sich das Blut vom Finger und sah mich verstört an. „Ich war heute Nacht in Ihrem Zimmer.“
„Das wird langsam zur Manie“, entgegnete ich spitz. „Sie bewahren Ihre Kopfschmerztabletten aber nicht wirklich auf der Loggia auf?“
Die Kaffeekanne brodelte und zischte in infernalischer Lautstärke vor sich hin.
„Ich habe mir Sorgen gemacht“, sagte er unglücklich. “Sie haben in altem, toskanischem Dialekt gesprochen, geflucht, laut geweint. Und als Sie dann noch das Paternoster geradezu geschrien haben, bin ich hinein gegangen.“
„Toskanischer Dialekt? Aber den spreche ich gar nicht! Das haben Sie verstanden?“
„Ich kenne die Worte sehr gut.“ Er schloss kurz die Augen und holte tief Luft. „Aus meinem eigenen Traum.“
<[47]
>[49]
In der Küche fand ich keinen Lorenzo, nur einen Strauß Frühlingsblumen und eine Tüte mit frischen Brioche auf dem Tisch. Er saß, den Kopf in die Hände gestützt, an seinem Schreibtisch im Arbeitszimmer über einem Buch und schaute auf, als er mich hörte.
„Sie sehen aus, als hätten Sie kein Auge zugetan!“, bemerkte ich munter. Die schwarze Soutane machte ihn noch blasser als sonst, unter seinen Augen lagen tiefe Schatten.
„Sie brauchen nur die Herdplatte anzuzünden, der Kaffee ist vorbereitet. Ich kann noch einen gebrauchen“, antwortete er fahrig. Er folgte mir in die Küche und griff abwesend eine Tasse aus dem Regal. Sie entglitt seinen Händen und zerschellte auf dem Boden in tausend Scherben.
„Was ist eigentlich heute Morgen mit Ihnen los?“
Wir knieten auf dem Boden und lasen die Splitter zusammen. Lorenzo mied meinen Blick.
„Haben Sie schlecht geträumt?“, hakte ich nach.
„Ich war ... Autsch!“ Er lutschte sich das Blut vom Finger und sah mich verstört an. „Ich war heute Nacht in Ihrem Zimmer.“
„Das wird langsam zur Manie“, entgegnete ich spitz. „Sie bewahren Ihre Kopfschmerztabletten aber nicht wirklich auf der Loggia auf?“
Die Kaffeekanne brodelte und zischte in infernalischer Lautstärke vor sich hin.
„Ich habe mir Sorgen gemacht“, sagte er unglücklich. “Sie haben in altem, toskanischem Dialekt gesprochen, geflucht, laut geweint. Und als Sie dann noch das Paternoster geradezu geschrien haben, bin ich hinein gegangen.“
„Toskanischer Dialekt? Aber den spreche ich gar nicht! Das haben Sie verstanden?“
„Ich kenne die Worte sehr gut.“ Er schloss kurz die Augen und holte tief Luft. „Aus meinem eigenen Traum.“
<[47]
>[49]
ElsaLaska - 28. Feb, 00:27