Sehr guter Artikel in der Zeit, Nr. 52, Seite 2
Die sanfte Weltmacht. Welche Kraft und Herrlichkeit und Verlogenheit. Wie sich die katholische Kirche in diesem Jahrhundert verändern muss. Von Bernd Ulrich.
[...]
"Dieser Kampf [gegen die "Kultur des Todes"] umfasst das weite Spektrum von der Euthanasie über die Abtreibung, die Todesstrafe und den Krieg bis hin zur Forschung an embryonalen Stammzellen. Die [katholische] Kirche ist auf diesem Gebiet nicht Moderator, sondern Anwalt, keine Mitte, sondern Pol. Der Papst ist der Meinung, dass niemand mehr konsequent für den Schutz des Lebens eintritt - außer seiner Kirche. Hat er da Unrecht?
Viele verteidigen die Unverletztlichkeit menschlichen Lebens hier oder da, aber niemand überall. Und selbst wenn man der Meinung ist, dass die Kirche hier zu weit geht, so fragt sich: Kann sie anders? Soll sie? Wer, wenn nicht sie, bildet dann den moralischen Urmeter, an dem die Gesellschaft messen kann, wieweit sie bei der Relativierung des Lebens fortgeschritten ist? Trotzdem: Bei allem Verständnis für die Rolle der Kirche, so beginnt für sie hier doch auch jener Bereich, wo ihr Humanismus in Zynismus umschlagen kann. Betreten wir die dunkle Zone des Katholizismus, betreten wir das Schlafzimmer. Eine gewisse Besessenheit von dem Thema Sexualität ist bei der Kirche kaum zu verkennen. Verständlich ist das insofern, als ja auch die westlichen Gesellschaften davon besessen sind.
[Die östlichen nicht MINDER! Anm. Elsa]
[...]
Jedenfalls nimmt es die Menschen zu Recht gegen die Kirche ein, wenn das Dogma, Geschlechtsverkehr müsse auf Nachwuchs ausgerichtet sein, ins Inhumane umschlägt. [!] Und wenn der Kampf gegen die in der Empfängnisverhütung angeblich angelegte "Kultur des Todes" selbst Leben gefährdende Konsequenzen nach sich zieht. [...Kondomverbot bei AIDS-Gefahr...]
Bei diesem Verbot geht es nicht um Strenge oder Liberalität im Umgang mit im Kern richtigen Normen [Hervorh. von mir]. Es geht um eine inhumane Norm. [Hervorh. von mir]
[Es geht weiter mit Kardinal Ratzingers Polemik gegen die Homo-Ehe aus dem Jahr 2000, Zitat aus der FAZ .. "Auflösung des Menschenbildes, etc."] Der Kardinal erlag hier einer erstaunlichen Verwechslung. Den Bedeutungsverlust der Familie kann man sicher als bedrohlich empfinden. Jedoch hat er mit der Legalisierung homosexueller Lebensgemeinschaften wenig bis gar nichts zu tun. Der Fehler entspringt wiederum nicht der aus der überstrengen Anwendung einer richtigen Norm, sondern aus dem im Kern falschen Verbot gelebter Homosexualität.
[...]
Um es zum Schluss weihnachtlich pathetisch zu sagen: Die katholische Kirche lässt hoffen. Als Anwalt der Schwachen und als Agentur der Globalisierung kann sie einer unter Stress geratenen Menschheit helfen. Gerade deshalb muss sie eine größere Sensibilität entwickeln für die Zonen, in denen ihre Normen ins Inhumane umschlagen. Benedikt XVI. hat dazu schon klug geschwiegen.
Irgendwann sollte er dazu auch klug sprechen."
Ein auch in weiteren Passagen absolut lesenswerter Artikel.
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"Dieser Kampf [gegen die "Kultur des Todes"] umfasst das weite Spektrum von der Euthanasie über die Abtreibung, die Todesstrafe und den Krieg bis hin zur Forschung an embryonalen Stammzellen. Die [katholische] Kirche ist auf diesem Gebiet nicht Moderator, sondern Anwalt, keine Mitte, sondern Pol. Der Papst ist der Meinung, dass niemand mehr konsequent für den Schutz des Lebens eintritt - außer seiner Kirche. Hat er da Unrecht?
Viele verteidigen die Unverletztlichkeit menschlichen Lebens hier oder da, aber niemand überall. Und selbst wenn man der Meinung ist, dass die Kirche hier zu weit geht, so fragt sich: Kann sie anders? Soll sie? Wer, wenn nicht sie, bildet dann den moralischen Urmeter, an dem die Gesellschaft messen kann, wieweit sie bei der Relativierung des Lebens fortgeschritten ist? Trotzdem: Bei allem Verständnis für die Rolle der Kirche, so beginnt für sie hier doch auch jener Bereich, wo ihr Humanismus in Zynismus umschlagen kann. Betreten wir die dunkle Zone des Katholizismus, betreten wir das Schlafzimmer. Eine gewisse Besessenheit von dem Thema Sexualität ist bei der Kirche kaum zu verkennen. Verständlich ist das insofern, als ja auch die westlichen Gesellschaften davon besessen sind.
[Die östlichen nicht MINDER! Anm. Elsa]
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Jedenfalls nimmt es die Menschen zu Recht gegen die Kirche ein, wenn das Dogma, Geschlechtsverkehr müsse auf Nachwuchs ausgerichtet sein, ins Inhumane umschlägt. [!] Und wenn der Kampf gegen die in der Empfängnisverhütung angeblich angelegte "Kultur des Todes" selbst Leben gefährdende Konsequenzen nach sich zieht. [...Kondomverbot bei AIDS-Gefahr...]
Bei diesem Verbot geht es nicht um Strenge oder Liberalität im Umgang mit im Kern richtigen Normen [Hervorh. von mir]. Es geht um eine inhumane Norm. [Hervorh. von mir]
[Es geht weiter mit Kardinal Ratzingers Polemik gegen die Homo-Ehe aus dem Jahr 2000, Zitat aus der FAZ .. "Auflösung des Menschenbildes, etc."] Der Kardinal erlag hier einer erstaunlichen Verwechslung. Den Bedeutungsverlust der Familie kann man sicher als bedrohlich empfinden. Jedoch hat er mit der Legalisierung homosexueller Lebensgemeinschaften wenig bis gar nichts zu tun. Der Fehler entspringt wiederum nicht der aus der überstrengen Anwendung einer richtigen Norm, sondern aus dem im Kern falschen Verbot gelebter Homosexualität.
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Um es zum Schluss weihnachtlich pathetisch zu sagen: Die katholische Kirche lässt hoffen. Als Anwalt der Schwachen und als Agentur der Globalisierung kann sie einer unter Stress geratenen Menschheit helfen. Gerade deshalb muss sie eine größere Sensibilität entwickeln für die Zonen, in denen ihre Normen ins Inhumane umschlagen. Benedikt XVI. hat dazu schon klug geschwiegen.
Irgendwann sollte er dazu auch klug sprechen."
Ein auch in weiteren Passagen absolut lesenswerter Artikel.
ElsaLaska - 25. Dez, 21:21
Danke ...