Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich
Die letzten Interviews des Heiligen Vaters haben bei nicht wenigen für erstaunen, wenn nicht befremden gesorgt.
Hochwürden Alipius etwa möchte erst wieder angerufen werden, wenn es irgendeine lehramtliche relevante Äußerung aus Rom geben sollte.
Peter Winnemöller versuchte kürzlich auf katholon eine Analyse des Status Quo und des Phänomens "Occupy the Pope".
Und dem wohl berühmtesten US-amerikanische Blogger Father Zuhlsdorf entfuhr neulich sogar der Stoßseufer, ob dies nun sein Schicksal sei, die Worte des Papstes ("What did the Pope really say?") zu erläutern.
Wobei es sich bei zweien der drei Genannten auch nicht um Laien in zweifacher Hinsicht handelt. Auch Peter Winnemöller ist in dem Sinne kein Laie, obzwar nicht geweiht, sondern ein katholischer Blogger der ersten Stunde und versiert in vatikanischen Angelegenheiten.
Wenn jetzt auch schon gestandene Rom-Korrespondenten und Vatikanisten wie Hilary White sich zu fragen beginnen, ob das vatikanische Pressebüro vielleicht die Kontrolle über die Botschaft von Franziskus verloren hat, dann ist das bereits ein Alarmzeichen.
Ein paar Auszüge aus Whites Beitrag:
>>I’m not going to go into all the details of the comments made by Pope Francis in the press – starting with his blockbusting plane interview on the way home from Brazil – which I’m sure most readers know well enough by now.
We have all seen the fallout. Homosexualist activists thanking Francis for “softening the Church’s policy on homosexuality”; the National Abortion Rights Action League thanking Pope Francis for… no one seems quite sure what; and even an atheist US talk show host declaring Francis an atheist.
Through all this, although the full Italian texts of the two interviews have been posted to the website of Vatican Radio, there has been nothing in the way of official clarifications, corrections, or even thunderous denials from the Sala Stampa.<<
Die Passage, die ich persönlich am treffendsten finde, ist diese hier:
>>Catholic believers have understood their task well over the last few decades of this war of ideas; to patiently and articulately correct the claims made by the secular progressivists in the media. We have been able to do this because, thanks to the clarifying of doctrine and strengthening of the Church over the last two papacies, we have been confident about the ground we stood on.
But in recent months, around the world, with either dismay and anxiety, or with triumphant whoops, this pope’s statements – first to the Jesuit magazine La Civilta Cattolica and now to the Italian atheist celebrity Eugenio Scalfari – have been interpreted as nearly a declaration that the Church will change to suit the tastes of the “progressivists,” liberals and secularists. And for weeks, there was nothing; no clarification, no corrections or denials at all from inside the Vatican’s walls. The Catholic world outside was starting to wonder just what is going on in there.<<
Ja, und da ist er nochmal, der springende Punkt des ganzen Phänomens:
>>For fifty years, Catholics have relied upon a system in which every word spoken or written by a pope, or for that matter by any office of the Vatican, has been carefully examined and vetted through the appropriate Vatican dicasteries for conformity to Catholic teaching. It has been this system, almost as much as the personal commitment of the last two popes to the defence of the sanctity of human life, that has given Catholics the confidence, the solid doctrinal ground they needed to fight the good fight.<<
Der ganze lesenswerte Artikel finde sich hier.
Der Papst kann grundsätzlich machen, was er will, so dachte ich einstmals noch bei dem Thema "rote Schuhe-braune Schuhe", ich sollte mich besser nicht dran stören.
Doch ich störe mich langsam daran, dass hier eine nicht-existente Kommunikationsstrategie gefahren wird, die durchaus Züge von Ignoranz gegenüber den Katholiken zeigt, die, wie White so treffend bemerkt, den guten Kampf kämpfen wollen, sollen und müssen, während es an alle Welt rhetorische Zugeständnisse zu geben scheint.
Ich habe für mich noch nicht herausgefunden, ob das vielleicht nur die Sichtweise des älteren Bruders des verlorenen Sohnes ist, der brav zuhause den Alltag gemeistert hat und der Vater geht nun festeln mit dem Heimkehrer, der das Erbe durchgebracht hatte. Der Vergleich hinkt, denn Leute wie Scalfari et al. sind nun mal keine Heimkehrer, sondern schlicht Atheisten. Vielleicht unterschätze ich wiederum das Bekehrungspotential, das solche Aktionen haben. Aber man sollte vielleicht doch weniger darauf schauen, wen man bekehren kann, wenn man dafür den Rest der Herde in Konfusion stürzt. Denn eines haben wir bestimmt nicht gebraucht in der Kirche: Noch mehr Konfusion, noch mehr Debatten und noch weniger Augenmerk auf das, was genuin katholisch ist. Man kann nicht einfach signalisieren, dass Katholischsein grundsätzlich das okayste auf der Welt ist, wenn man nicht gleichzeitig dazu sagt, was Katholischsein ausmacht. Und zwar auch und gerade gegenüber Atheisten, aber auch und gerade gegenüber Progressisten.
Möglicherweise liege ich total falsch mit meiner Ansicht. Dieser Eintrag ist insofern nur ein Abbild einer gedanklichen Situation, in der ich mich befinde. Die Reflexion darüber ist ein work in progress, meine Gedanken dazu sind noch nicht zu Ende gedacht.
Aber die zitierten Punkte von White (und die anderen aus dem Artikel) stehen da und sie haben einen Nerv bei mir getroffen.
[Update: Es gibt nun eine gute Zusammenfassung des Artikels von Hilary White auf deutsch bei kath.net.]
Hochwürden Alipius etwa möchte erst wieder angerufen werden, wenn es irgendeine lehramtliche relevante Äußerung aus Rom geben sollte.
Peter Winnemöller versuchte kürzlich auf katholon eine Analyse des Status Quo und des Phänomens "Occupy the Pope".
Und dem wohl berühmtesten US-amerikanische Blogger Father Zuhlsdorf entfuhr neulich sogar der Stoßseufer, ob dies nun sein Schicksal sei, die Worte des Papstes ("What did the Pope really say?") zu erläutern.
Wobei es sich bei zweien der drei Genannten auch nicht um Laien in zweifacher Hinsicht handelt. Auch Peter Winnemöller ist in dem Sinne kein Laie, obzwar nicht geweiht, sondern ein katholischer Blogger der ersten Stunde und versiert in vatikanischen Angelegenheiten.
Wenn jetzt auch schon gestandene Rom-Korrespondenten und Vatikanisten wie Hilary White sich zu fragen beginnen, ob das vatikanische Pressebüro vielleicht die Kontrolle über die Botschaft von Franziskus verloren hat, dann ist das bereits ein Alarmzeichen.
Ein paar Auszüge aus Whites Beitrag:
>>I’m not going to go into all the details of the comments made by Pope Francis in the press – starting with his blockbusting plane interview on the way home from Brazil – which I’m sure most readers know well enough by now.
We have all seen the fallout. Homosexualist activists thanking Francis for “softening the Church’s policy on homosexuality”; the National Abortion Rights Action League thanking Pope Francis for… no one seems quite sure what; and even an atheist US talk show host declaring Francis an atheist.
Through all this, although the full Italian texts of the two interviews have been posted to the website of Vatican Radio, there has been nothing in the way of official clarifications, corrections, or even thunderous denials from the Sala Stampa.<<
Die Passage, die ich persönlich am treffendsten finde, ist diese hier:
>>Catholic believers have understood their task well over the last few decades of this war of ideas; to patiently and articulately correct the claims made by the secular progressivists in the media. We have been able to do this because, thanks to the clarifying of doctrine and strengthening of the Church over the last two papacies, we have been confident about the ground we stood on.
But in recent months, around the world, with either dismay and anxiety, or with triumphant whoops, this pope’s statements – first to the Jesuit magazine La Civilta Cattolica and now to the Italian atheist celebrity Eugenio Scalfari – have been interpreted as nearly a declaration that the Church will change to suit the tastes of the “progressivists,” liberals and secularists. And for weeks, there was nothing; no clarification, no corrections or denials at all from inside the Vatican’s walls. The Catholic world outside was starting to wonder just what is going on in there.<<
Ja, und da ist er nochmal, der springende Punkt des ganzen Phänomens:
>>For fifty years, Catholics have relied upon a system in which every word spoken or written by a pope, or for that matter by any office of the Vatican, has been carefully examined and vetted through the appropriate Vatican dicasteries for conformity to Catholic teaching. It has been this system, almost as much as the personal commitment of the last two popes to the defence of the sanctity of human life, that has given Catholics the confidence, the solid doctrinal ground they needed to fight the good fight.<<
Der ganze lesenswerte Artikel finde sich hier.
Der Papst kann grundsätzlich machen, was er will, so dachte ich einstmals noch bei dem Thema "rote Schuhe-braune Schuhe", ich sollte mich besser nicht dran stören.
Doch ich störe mich langsam daran, dass hier eine nicht-existente Kommunikationsstrategie gefahren wird, die durchaus Züge von Ignoranz gegenüber den Katholiken zeigt, die, wie White so treffend bemerkt, den guten Kampf kämpfen wollen, sollen und müssen, während es an alle Welt rhetorische Zugeständnisse zu geben scheint.
Ich habe für mich noch nicht herausgefunden, ob das vielleicht nur die Sichtweise des älteren Bruders des verlorenen Sohnes ist, der brav zuhause den Alltag gemeistert hat und der Vater geht nun festeln mit dem Heimkehrer, der das Erbe durchgebracht hatte. Der Vergleich hinkt, denn Leute wie Scalfari et al. sind nun mal keine Heimkehrer, sondern schlicht Atheisten. Vielleicht unterschätze ich wiederum das Bekehrungspotential, das solche Aktionen haben. Aber man sollte vielleicht doch weniger darauf schauen, wen man bekehren kann, wenn man dafür den Rest der Herde in Konfusion stürzt. Denn eines haben wir bestimmt nicht gebraucht in der Kirche: Noch mehr Konfusion, noch mehr Debatten und noch weniger Augenmerk auf das, was genuin katholisch ist. Man kann nicht einfach signalisieren, dass Katholischsein grundsätzlich das okayste auf der Welt ist, wenn man nicht gleichzeitig dazu sagt, was Katholischsein ausmacht. Und zwar auch und gerade gegenüber Atheisten, aber auch und gerade gegenüber Progressisten.
Möglicherweise liege ich total falsch mit meiner Ansicht. Dieser Eintrag ist insofern nur ein Abbild einer gedanklichen Situation, in der ich mich befinde. Die Reflexion darüber ist ein work in progress, meine Gedanken dazu sind noch nicht zu Ende gedacht.
Aber die zitierten Punkte von White (und die anderen aus dem Artikel) stehen da und sie haben einen Nerv bei mir getroffen.
[Update: Es gibt nun eine gute Zusammenfassung des Artikels von Hilary White auf deutsch bei kath.net.]
ElsaLaska - 8. Okt, 19:03
Diesem ausgezeichneten Kommentar
Roma, Roma, convertere ad Deum tuum!!!!!
@Siri
Chesterton sagt irgendwo sinngemäß, es gibt die Gefahr, daß man vor lauter Umdenken nicht mehr zum Denken kommt.
@Imrahil
Selbstverständlich...
Wie erfolgreich Satan in diesem Geschäft ist, sieht man an diesem Tag im Blick auf Freiburg und Limburg. Der Mietling-Bischof feiert Triumphe, der Heldenbischof wird bei lebendigem Leibe geteert und gefedert. Das ist das nackte Grauen.
@Imrahil
In der Tat, so ist es: "Umdenken" ist ein klassischer Kampfterminus des Mordernismus!