Weiter Wirbel um die sogenannte Reform der Reform.
Nachdem der Inhalt der "propositiones", der Vorschläge der Liturgiekongregation für mehr Heiligkeit in der Liturgie, zuerst gemeldet auf dem Blog des italienischen vaticanista Andrea Tornielli, für Furore gesorgt hatte, kam eine merkwürdige Dementi-Meldung via Radio Vatican. Merkwürdig deswegen, weil sie zwei Tage später, also relativ prompt erfolgte, und lediglich aus der lapidaren Äußerung bestand:
"Im Augenblick gibt es keine Pläne für Änderungen der liturgischen Bücher, die zurzeit verwendet werden. Das gab der Vizedirektor des vatikanischen Pressesaals, Pater Ciro Benedettini, an diesem Montag bekannt. Damit weist er Spekulationen von italienischen Medien zurück, die am Wochenende über angebliche Reformen der gegenwärtigen Liturgiepraxis sprachen."
Jetzt bin ich noch nicht allzulange katholisch, und auch keine vaticanista, jedenfalls keine berühmte*gg*, aber eines hatte ich bislang, wenn es um Fragen der Liturgie ging, verstanden: Der liturgischen Praxis des ordentlichen Ritus mangelt es zuweilen - manche würden sagen öfter - an Sakralität. Ein unguter Zustand, ungefähr so ungut, wie wenn es einem Rührei an Eiern mangelte, einem Steak an Rindfleisch, einem Volksfest an Volk, einer Sanduhr an Sand - das macht Spaß, aber ich hör jetzt besser auf - also: und so weiter.
Liturgie, das Wort bedeutet "öffentlicher Dienst", meint ja schließlich nicht öffentlicher Dienst des Volkes am Volk, sondern Dienst des Volkes an GOTT. Praktisch seit die Menschheit an Götter bzw. den einen Gott glaubt, also sagen wir mal, seit rund 5000 Jahren und länger, verband man die Vorstellung seiner Gegenwart mit Heiligkeit. Diese Vorstellung von Heiligkeit drückte sich u.a. auch dadurch aus, dass man heilige Räume und heilige Zeiten bestimmte. Das war nicht nur Selbstzweck, denn die Menschen stellten fest, dass sie innerhalb dieser Räume und an diesen Zeiten näher zu Gott hin gelangen, die Gotteserfahrung begünstigen konnten. Menschen aller Zeitalter und Glaubensrichtungen war dies so selbstverständlich, dass es kaum der Rede wert war. Selbst einem Atheisten leuchtet unmittelbar ein, dass es in einem Gottesdienst um Gott gehen sollte und nicht ums Skateboardfahren. Und weil wir mindestens so schlau sind wie Otto Normalatheist, gibt es bei uns eine Liturgiekongregation. Diese Kongregation hat neulich gemeint, es könne doch ganz sinnvoll sein, wieder etwas die Heiligkeit im Gottesdienst in den Vordergrund zu stellen und konkrete Vorschläge gemacht.
Vorschläge, die nicht etwa auf eine komplette Neuordnung gründen, sondern schön restaurativ, wie wir das von der Kirche gewohnt sind, auf die Stärkung des bereits Bestehenden fußen. Über den Vorschlag, mehr Latein in der Liturgie zu verwenden, kann sich nur jemand verwundern, der nicht weiß, dass Latein als liturgische Sprache gar nie abgeschafft worden ist - also protestantische Ökumenebeauftragte wie Clemens Bittlinger zum Beispiel. Wer nicht einsieht, dass kniende Mundkommunion den sakralen Moment der Austeilung und des Empfangs der Kommunion befördern könnte, immerhin das zentrale Moment des katholischen Gottesdienstes, sollte einmal zu einem Gottesdienst gehen, in dem dies praktiziert wird und sich so aufstellen, dass er das Ganze mitverfolgen kann. Wem sich dennoch die Haare dabei sträuben, der sollte einmal miterleben dürfen, wie die sonst übliche Austeilung im Stehen auf die Hand unterbrochen werden muss, weil der Priester in voller Gewandung und mit roten Wangen einem Kommunikanten hinterherhechtet, der das Allerheiligste mit in die Bank nehmen wollte oder zerstreut in die Hosentasche gesteckt hat. Da sträuben sich mir dann nämlich die Haare. Ich kann aber sozusagen nichts dafür. Schuld haben meine Besuche der Stillen Anbetung vor der Konversion, in denen ich mich mühte, den Glauben an die Realpräsenz zu erlangen. Jetzt habe ich den Salat.
Aber zurück zum Thema. Tornielli verteidigt jetzt ein bisschen seine Meldung über die propositiones der Kongregation gegenüber dem Dementi von Radio Vatikan, auf Englisch hier bei Rorate Caeli. Nur gibt es da nichts zu verteidigen, aus meiner Sicht, weil Tornielli ja nie behauptet hat, dass sofort und stantepede alles neu und ganz anders werden soll in der Liturgie. Wer bisher mit wachen Augen und offenen Ohren verfolgt hat, was unser Hl. Vater so tut und lässt in seinen Messzelebrationen, der brauchte kein vaticanista sein, um zu sehen, dass Benedikt wieder zur knienden Mundkommunion ermutigen möchte und die Zelebrationsrichtung versus deum (hin zu Gott, und nicht etwa: Rücken zum Volk) auch immer mal wieder selbst eingenommen hat. Von einem Mann, der mehr über Liturgie weiß als ich, habe ich genau dies zu erwarten. Wenn es ein Problem in der katholischen Kirche in Deutschland gibt, dann ist es nicht Vaticanum II, die Ökumene, Richard Williamson oder die Piusbruderschaft - es ist vielmehr das Problem, dass jetzt, im bald fünften Jahr dieses Pontifikates, immer noch zu wenig auf das gehört und geachtet wird, was der Hl. Vater uns im Glauben vorleben möchte. Wir sollten das aber dringend tun, und wenn schon nicht aus dem Grund, dass er unser Papst ist, dann vielleicht aus dem einfachen Grund, dass dieser Mann vermutlich mehr über Gott weiß als wir alle zusammen mitsamt dem Dalai Lama ...
:-)
"Im Augenblick gibt es keine Pläne für Änderungen der liturgischen Bücher, die zurzeit verwendet werden. Das gab der Vizedirektor des vatikanischen Pressesaals, Pater Ciro Benedettini, an diesem Montag bekannt. Damit weist er Spekulationen von italienischen Medien zurück, die am Wochenende über angebliche Reformen der gegenwärtigen Liturgiepraxis sprachen."
Jetzt bin ich noch nicht allzulange katholisch, und auch keine vaticanista, jedenfalls keine berühmte*gg*, aber eines hatte ich bislang, wenn es um Fragen der Liturgie ging, verstanden: Der liturgischen Praxis des ordentlichen Ritus mangelt es zuweilen - manche würden sagen öfter - an Sakralität. Ein unguter Zustand, ungefähr so ungut, wie wenn es einem Rührei an Eiern mangelte, einem Steak an Rindfleisch, einem Volksfest an Volk, einer Sanduhr an Sand - das macht Spaß, aber ich hör jetzt besser auf - also: und so weiter.
Liturgie, das Wort bedeutet "öffentlicher Dienst", meint ja schließlich nicht öffentlicher Dienst des Volkes am Volk, sondern Dienst des Volkes an GOTT. Praktisch seit die Menschheit an Götter bzw. den einen Gott glaubt, also sagen wir mal, seit rund 5000 Jahren und länger, verband man die Vorstellung seiner Gegenwart mit Heiligkeit. Diese Vorstellung von Heiligkeit drückte sich u.a. auch dadurch aus, dass man heilige Räume und heilige Zeiten bestimmte. Das war nicht nur Selbstzweck, denn die Menschen stellten fest, dass sie innerhalb dieser Räume und an diesen Zeiten näher zu Gott hin gelangen, die Gotteserfahrung begünstigen konnten. Menschen aller Zeitalter und Glaubensrichtungen war dies so selbstverständlich, dass es kaum der Rede wert war. Selbst einem Atheisten leuchtet unmittelbar ein, dass es in einem Gottesdienst um Gott gehen sollte und nicht ums Skateboardfahren. Und weil wir mindestens so schlau sind wie Otto Normalatheist, gibt es bei uns eine Liturgiekongregation. Diese Kongregation hat neulich gemeint, es könne doch ganz sinnvoll sein, wieder etwas die Heiligkeit im Gottesdienst in den Vordergrund zu stellen und konkrete Vorschläge gemacht.
Vorschläge, die nicht etwa auf eine komplette Neuordnung gründen, sondern schön restaurativ, wie wir das von der Kirche gewohnt sind, auf die Stärkung des bereits Bestehenden fußen. Über den Vorschlag, mehr Latein in der Liturgie zu verwenden, kann sich nur jemand verwundern, der nicht weiß, dass Latein als liturgische Sprache gar nie abgeschafft worden ist - also protestantische Ökumenebeauftragte wie Clemens Bittlinger zum Beispiel. Wer nicht einsieht, dass kniende Mundkommunion den sakralen Moment der Austeilung und des Empfangs der Kommunion befördern könnte, immerhin das zentrale Moment des katholischen Gottesdienstes, sollte einmal zu einem Gottesdienst gehen, in dem dies praktiziert wird und sich so aufstellen, dass er das Ganze mitverfolgen kann. Wem sich dennoch die Haare dabei sträuben, der sollte einmal miterleben dürfen, wie die sonst übliche Austeilung im Stehen auf die Hand unterbrochen werden muss, weil der Priester in voller Gewandung und mit roten Wangen einem Kommunikanten hinterherhechtet, der das Allerheiligste mit in die Bank nehmen wollte oder zerstreut in die Hosentasche gesteckt hat. Da sträuben sich mir dann nämlich die Haare. Ich kann aber sozusagen nichts dafür. Schuld haben meine Besuche der Stillen Anbetung vor der Konversion, in denen ich mich mühte, den Glauben an die Realpräsenz zu erlangen. Jetzt habe ich den Salat.
Aber zurück zum Thema. Tornielli verteidigt jetzt ein bisschen seine Meldung über die propositiones der Kongregation gegenüber dem Dementi von Radio Vatikan, auf Englisch hier bei Rorate Caeli. Nur gibt es da nichts zu verteidigen, aus meiner Sicht, weil Tornielli ja nie behauptet hat, dass sofort und stantepede alles neu und ganz anders werden soll in der Liturgie. Wer bisher mit wachen Augen und offenen Ohren verfolgt hat, was unser Hl. Vater so tut und lässt in seinen Messzelebrationen, der brauchte kein vaticanista sein, um zu sehen, dass Benedikt wieder zur knienden Mundkommunion ermutigen möchte und die Zelebrationsrichtung versus deum (hin zu Gott, und nicht etwa: Rücken zum Volk) auch immer mal wieder selbst eingenommen hat. Von einem Mann, der mehr über Liturgie weiß als ich, habe ich genau dies zu erwarten. Wenn es ein Problem in der katholischen Kirche in Deutschland gibt, dann ist es nicht Vaticanum II, die Ökumene, Richard Williamson oder die Piusbruderschaft - es ist vielmehr das Problem, dass jetzt, im bald fünften Jahr dieses Pontifikates, immer noch zu wenig auf das gehört und geachtet wird, was der Hl. Vater uns im Glauben vorleben möchte. Wir sollten das aber dringend tun, und wenn schon nicht aus dem Grund, dass er unser Papst ist, dann vielleicht aus dem einfachen Grund, dass dieser Mann vermutlich mehr über Gott weiß als wir alle zusammen mitsamt dem Dalai Lama ...
:-)
ElsaLaska - 29. Aug, 20:48