Literarisches Blog
am Pegelstand Maxau, dort ist, direkt unter der Rheinbrücke, eine Staumauer mit Schutzwand. Ich kann mich noch daran erinnern, wenn Hochwasser war, als Kind, sind wir oft hin und Papa hat mich hochgehoben und auf die Mauer gesetzt, damit ich den Rhein sehen konnte. Heute mussten Mama und ich auf Steinplatten steigen, um drübersehen zu können. Gegenüber auf der badischen Seite stehen die Ü-Wägen der Fernsehsender. Der Fluss ist hoch und gelb von der Ackererde, die er gestohlen hat und mit sich forträgt. Es gießt weiter wie aus Kannen und Kübeln.
Natürlich sind Schaulustige vor Ort, aber ich empfinde das nicht als Katastrophensucht. Wir haben immer schon mit dem Fluss gelebt, meine Mama sogar vor dem Krieg direkt dort am Ufer, der Vater meines Großvaters war Brückenwart. Schon immer haben wir uns versammelt, wenn Hochwasser war oder Deichbruch drohte, um dem Fluss ins geschwollene Angesicht zu blicken und ihm zu zeigen, dass wir auch noch da sind und es uns mit ihm, trotz ihm und auch, dank ihm, gibt.
ElsaLaska - 10. Aug, 16:20
Auf die möchte ich gerne hinweisen, weil ich mich gerade dabei ertappt habe, immer ungeduldig auf das nächste, wunderschöne zu warten.
Nachzulesen auf
Alsos Threpsoneires.
ElsaLaska - 9. Aug, 21:30
hinab zum bach im wald der braust in dem der regen prasselt bevor er blasen auf den pfützen am boden schlägt entlang gegangen dem ausgetrockneten bett das gewölbte sandbuckel freigibt wie erstarrte riesenaalleiber dann weiter hinauf bis er wasser führt assamfarbenes unbelebt. die blätter der brennessel färben sich hell wie im frühjahr und können das dunkel nicht halten orangene wülste kurz und lang und dick und dünn sind nackschnecken mit atemlöchern wie bonsaiwale auf den wegen an denen manchmal das gekröse hängt. und kiesel glänzen auf dem waldboden wie die vergessene währung urzeitlicher götter.
ein sommertag 1
ElsaLaska - 29. Jul, 17:44
Auch wenn man mit Sci-Fi nicht so viel anfangen kann, eines muss man Dan Simmons, dessen Hyperion-Gesänge ich gerade lese (dick, superdick, volle Schwarte), lassen: Auf seine Namensgebungen bin ich neidisch.
Einen Elitekrieger und hochrangigen Offizier palästinensischer Abstammung Fedmahn Kassad nennen (Khassad wäre noch eleganter gewesen), einen jüdischen Gelehrten Sol Weintraub und die legendäre Rebellin einer Südsee-Inselwelt schlicht Siri, das ist einfach gelungen.
ElsaLaska - 29. Jul, 15:41
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Literaturwelt. Das Blog.
Alles rund um, in, über und besides Harry Potter.
ElsaLaska - 23. Jul, 15:45
Schon so lange tot, wie ich lebe. Oder schon zehn Jahre länger. Das Sterbedatum so nah an der Geburt, erschreckend nah: 25 Jahre, 16 Jahre, neun Jahre Abstand. Zwei Wochen nach der Geburt gestorben. Am Tag der Geburt. Wie eine Schere, die sich schloss, anstatt sich zu öffnen. Und manchmal liegen da zwei. Zwei Kinder in einem Grab. Solche Gräber sind immer sorgfältig gemacht und gepflegt. Darin liegt vielleicht die Andeutung einer Antwort darauf, wie man so etwas ertragen könne. Oder auch nicht.
Das Grab des sechzehnjährigen Türken oder auch einer Türkin, das immer geschmückt ist und auf dem Weihrauch glimmt. Vor einem Jahr an Krebs gestorben.
Und noch ein Grab, liebevoll bepflanzt - der war ein Jahr älter als ich, und kam vor zehn Jahren um als Opfer eines Geisterfahrers.
Auf diesem einen, nicht sehr großen Friedhof wäre schon genug Tod für die ganze Welt.
ElsaLaska - 19. Jul, 19:32
Im Spiegel von dieser Woche schreibt er durchaus gut lesbar anlässlich des Erscheinungstermins von Jörg Fausers letztem Roman (und Fausers 20ten Todestag) über seine Begegnungen und seine Freundschaft mit Fauser. Sowas würde ich gerne öfter von ihm lesen, anstatt diese stupiden Kolumnen in der Bild.
Edit:
Gesammelte Presseschau zu Fausers 20. Todestag auf dem Literaturweltblog.
ElsaLaska - 19. Jul, 18:10
eine mittelalterliche (also nicht Lebensalter, sondern AUS dem Mittelalter) Dame in ihrem Biberpelztäschchen mit sich herumschleppen ...
Jetzt bräuchte man so eine geniale Aufzählung wie bei Monaldi & Sorti ...
Dinge vermehren sich, Dinge verschwinden in der Welt.
Kamm und Lippenstift halten sich jetzt schon lange, das räume ich ein.
Aber vielleicht war ja das Handtaschen-Accessoire der Wahl im frühen Mittelalter, ohne das es noch jemand überliefert hat, ein Salzfässchen? Ein Fingerhut? Ein Büschel mit geweihten Kräutern?
Man weiß es nicht.
ElsaLaska - 1. Jul, 17:28
Hochinteressante Diskussion mit Polemik und wertvollen Beiträgen (v.a. von
Turmsegler, wie ich finde) auf ANHs Dschungel >
>hier zum derzeit aktuellen (und dabei merkwürdig retro wirkenden) "Streit" zwischen Kreationisten und Darwinisten.
ElsaLaska - 30. Jun, 23:40
Der Brand der Bougainvilleen
schlägt aus über verlassenen Portalen
in prachtvollen Flammen
lodert es über hölzernen Schwellen
die niemand mehr
wagt zu übertreten
mit menschlichen Füßen.
Dahinter gilben mürbe Mauern
im Wettstreit mit den Knochen
ihrer ehemaligen Erbauer.
Die Felder mit Gerstenstroh lohen
hinauf zu einem Julimond
der über dem Rand der Welt hängt
wie ein vergoldeter Spiegel.
ElsaLaska - 30. Jun, 22:11